Münek hat geschrieben: ↑Mo 16. Dez 2019, 01:10
ich habe EINE plausible Erklärung geliefert, die man erstmal entkräften muss.
Nein - man muss das nicht, weil es ja wahr sein könnte. - Aber es könnte so viel wahr sein. ----- Solche Erklärungen sagen nicht mehr und nicht weniger, als dass es auch so gewesen sein könnte.
Münek hat geschrieben: ↑Mo 16. Dez 2019, 01:10
Hiob hat geschrieben:
Aber der Anspruch, heutiges Denken sei für alle Zeiten maßstäblich, ist arrogant.
NIEMAND erhebt diesen Anspruch.
Doch - de facto besteht das ständig. - Man klopft fest, dass nur das wahr sein könne, was nach heutigem Verständnis von "vernünftig" oder gar "intellektuell redlich" zutreffen könne, und feiert dann fröhliche Urständ. - Dass es ganz anders sein könne, blendet man aus.
Münek hat geschrieben: ↑Mo 16. Dez 2019, 01:10
Hiob hat geschrieben:
Man sollte einfach sagen: "Nach heutigem Denken ist x widersinnig".
Nach welchem Denken denn sonst?
Nach anderem Denken. --- Die Grundlagen unseres heutigen Denkens sind für bspw. naturwissenschaftliche/naturalistische Fragen geeignet, nicht aber für Fragen, was darüber hinaus sein könnte. Dafür ist unsere Zeit nicht gerüstet.
Münek hat geschrieben: ↑Mo 16. Dez 2019, 01:10
Hinterfragen ist immer gut. Wieso geht das bei den Glaubensdogmen nicht?
Das geht da auch. - Nur versteht man offenbar unter "Hinterfragen" sehr Unterschiedliches.
Münek hat geschrieben: ↑Mo 16. Dez 2019, 01:10
Eine solche "Klarmache" würde einem gläubigen Astrologen am Po vorbeigehen und ihn gewiss nicht von seinem Glauben an den schicksalshaften Einfluss der Gestirne auf das Geschick des Menschen abbringen.
Das gilt für einen Vertreter der Analytischen Philosophie (nur als Beispiel) genauso. - Wir müssen damit leben, dass es überall Denkirrtümer gibt, die man nicht weg kriegt.
Münek hat geschrieben: ↑Mo 16. Dez 2019, 02:34
Dass katholische Dogmatiker genau das taten, bevor sie die "Trinität" als Erfindung des Mittelalters abqualifizierten, davon solltest Du eigentlich ausgehen - und ihnen das "kritische Hinterfragen" nicht einfach absprechen.
Dito. ---- Die von Dir zitierten "jungen Dogmatiker" hinterfragen selbstverständlich das, was sie ändern wollen. - Das Problem ist, dass sie es nur mit ihren Möglichkeiten tun können, die heute andere sind als vor meinetwegen 500 Jahren. - Man darf hier nicht drauf reinfallen, dass dieser Unterschied zwischen früher und heute zugunsten der Gegenwart ausfallen müsse - im Gegenteil: Nach dem, was ich erlebe, war man diesbezüglich früher oft weiter.
Münek hat geschrieben: ↑Mo 16. Dez 2019, 02:34
Mit Sicherheit nicht. Man sollte Glauben und Wissen trennen.
Hehe - und WAS ist "Wissen"? - Wenn man Wissenschaftler sagt, ist "Wissen" definiert durch die Übereinstimmung einer Beobachtung mit einem Modell - das nennt man dann "Wissen".
Natürlich muss man Glauben und Wissen trennen - aber was ist das Größere? --- Es hatte einen guten Grund, dass man Glaubens-Worte wie "Speculatio" als eine "philosophische Denkweise" verstand, die über "herkömmliche empirische oder praktische Erfahrung hinausgeht und sich auf das Wesen der Dinge und ihre ersten Prinzipien richtet" (vgl. wik). - Man "wusste" damals also, dass "Wissen" eine eng begrenzte Größe war, über die man hinausgehen musste, wenn man echte philosophische/existenzielle Fragen stellen und beantworten wollte. - Das ist heute alles verkümmert.
Münek hat geschrieben: ↑Mo 16. Dez 2019, 02:34
Hiob hat geschrieben:
Denn damit glaubt man, dass das, was menschliche Vernunft kann, maßstäblich ist.
Richtig - das liegt daran, dass wir über einen ANDEREN Maßstab nicht verfügen (können).
Aber diese Schlussfolgerung ist nicht nötig - man könnte genauso sein Denken unter Vorbehalt stellen, WEIL man erkennt, dass es letztlich nicht Maßstab sein kann.
Münek hat geschrieben: ↑Mo 16. Dez 2019, 02:34
Hiob hat geschrieben:
VERMUTLICH tun sie es, weil sie nicht zwischen heilsgeschichtlichem Erkennen und ERfindung unterscheiden möchten oder können.
Deine VERMUTUNGEN in Ehren. Aber Du bist theologischer Laie.
Das ist kein Argument. - Es gibt extrem viele ausgelernte Theologen, die nicht mal das erkennen, weil solche grundlegenden Dinge nicht (überall) gelehrt werden (schlimm genug). - Im übrigen ist das eine philosophische Feststellung.
Münek hat geschrieben: ↑Mo 16. Dez 2019, 02:34
Evidenz muss IMMER sein, wenn man von "Substanz" in Glaubensfragen spricht und Dritte überzeugen will.
Auch hier: Wie ist "Evidenz" definiert? - Heute definiert man es so, dass es ein Ableger von menschen-maßstäblichen Denken ist - und schon wird die Theologie und Philosophie zu einer "Ancilla scientiae", einer "Magd der Wissenschaft" - so wie im Mittelalter die Philosophie eine "Ancilla theologiae" war. - Man macht heute etwas damalig Falsches genauso - nur dass heute das andere obenauf ist. - Das ist keine Lösung.
Münek hat geschrieben: ↑Mo 16. Dez 2019, 02:34
"VORverständnis" ist das vorläufige Verständnis vor dem eigentlichen "Verständnis". Das ursprüngliche VORverständnis ist jederzeit im Laufe des Verständnisprozesses modifizierbar/revidierbar/aufhebbar.
Das ist richtig und passt sehr gut in das, was man "hermeneutischen Zirkel" nennt. - Denn dort führen neue Erkenntnisse zu neuer Überprüfung des Vorverständnisses, dem dieses eventuell nicht mehr standhält. -Das Problem: Oft entwickelt sich dadurch ein Zirkel innerhalb EINER DEenkweise, statt einzelne Denkweisen zu überwinden.
Konkret: Es muss bei konsequenter Anwendung des hermeutischen Zirkels möglich sein, dass ein Naturalist sein naturalistisches Denken aufgibt und ein ganz anderes Denken entdeckt. - Solches ist heute eher NICHT der Fall - denn in der Regel zirkelt man innerhalb EINER Denkweise.