Die drei Quellen christlicher Irrlehre

Rund um Bibel und Glaube
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Galahad
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Die drei Quellen christlicher Irrlehre

Beitrag von Galahad »

Mit "christlicher Irrlehre" ist gemeint, wenn Christen durch ernsthaft gemeinte Orientierung an der Bibel zu irrigem Schluß kommen. Natürlich ist aus der jeweiligen Sicht einer Weltanschauung jeweils eine andere Weltanschauung "falsch". Aber da ist das ja offen so kommuniziert, von Anfang an klar und nicht weiter erheblich.

Innerhalb des Christentums gibt es ja verschiedene Lehrmeinungen und nicht alle davon können zu 100% stimmen. Deswegen gibt es ja auch die verschiedenen Konfessionen. Man ist sich nicht in allen Punkten einig.

Und wenn man sich der Mühe unterzieht, die Bibelstellen genau zu untersuchen, die als Argumentation benutzt werden, dann kann man öfters erkennen, daß diese Bibelstellen etwas ganz anderes sagen wollen. Manchmal sogar genau das Gegenteil dessen, was offeriert wurde.

Schaue ich mir die Herleitungen an, dann erkenne ich immer eine von drei Quellen für den Irrtum, für die Verdrehung der Bedeutung der Bibelstelle. Diese sind im Folgendem kurz dargelegt:

  • Eine falsche Anwendung des Alten Testamentes auf die Glaubensrealität des Neuen Testamentes.
  • Die Übernahme heidnischer Ideen und Vorstellungen.
  • Das Festhalten an dem, was Jesus die Überlieferungen der Menschen genannt hat. (Mk 7,8)

Warum das so ist, weshalb also diese Quellen in das Denken verschiedener Christen mit einfließen, daß ist jeweils im Einzelnen zu betrachten. Es geschieht nicht immer vorsätzlich, oft unbewußt, aus alter Gewohnheit mitunter.

Daneben gibt es auch noch eine Reihe von Positionen von Christen, die gar nicht erst mit der Bibel belegt werden wollen. Die Argumentation ist da direkt außerbiblisch, was allerdings nicht zwingend heißt, sie seien falsch. Nur, manche davon sind halt falsch und diese wären dann noch mal ein anderes Thema.
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Magdalena61
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Re: Die drei Quellen christlicher Irrlehre

Beitrag von Magdalena61 »

Was genau würdest du denn als Irrlehre bezeichnen?

"Irrlehre" führt zu einem falschen Gottesdienst, der das Heil gefährdet. Irrlehre verfälscht die biblische Wahrheit, sodass Menschen, die sie annehmen, den schmalen Pfad verlassen und in unsicherem Gelände weiter wandern.

Ich würde unterscheiden zwischen "Irrlehre" und "Lesarten". Je nachdem, wie man Informationen versteht und einordnet, werden daraus Schlußfolgerungen gezogen, die dann in Lehren münden, die von einem größeren Kreis von Gläubigen anerkannt und übernommen werden.

Wenn diese sich in Detailfragen unterscheiden, also etwa "Sabbat oder Sonntag", muß das nicht beunruhigen. Unfertiges regt an, sich damit auseinander zu setzen. Und ich glaube, genau so ist das auch gemeint von Gott. Sonst hätte Er sich konkreter ausgedrückt.
LG
God bless you all for what you all have done for me.
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Abischai
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Re: Die drei Quellen christlicher Irrlehre

Beitrag von Abischai »

Das nachfolgende meine ich immer so, daß es von Menschen bewußt oder unbewußt, vermehrt unbewußt erfolgt.:

Meiner Erfahrung und Kenntnis anderer nach ist die Motivation eine Lehraussage zu treffen ursächlich.
Wer irgendwelche eigene Ideen stützen will sucht in der Bibel nach bestätigenden Aussagen. Bei ehrlicher und unvorengenommener Suche würden einen dann gegenteilige Aussagen bremsen, aber die sind peinlich und werden gemieden. Wenn man Christen einwickeln möchte, muß man sie mit ihrer Bibel greifen, das fuktioniert durch gelungene Redekunst und Darlegung biblischer Texte zielorientiert, dazu muß man sich aus Übersetzungsvarianten die passendste raussuchen und offensichtlich anderslautende Bibelstellen ignorieren oder vorsichtshalber umdeuten, um sie mindestens für die eigenen Zwecke unschädlich zu machen.

Solche Herangehensweise an die Bibel nennt man deduktiv; man hat ein Ziel und klopft die Bibel nun auf nützliche Hinwese ab.
Korrekterweise nimmt man die Bibel so wie sie ist und ergründet deren Gehalt so wie er vorliegt, das Ziel ist nicht die Bedienung einer Vorgabe, sondern einzig zu erfahren, was Gottes Absicht mit genau diesem Wort(-abschnitt) ist.
Solche Herangehensweise nennt man induktiv.

Wenn man einer Sache auf der Spur ist, die man im Wort Gottes entdeckt hat (die Gott einem offenbart hat), ist es völlig normal mit dieser klaren Zielstellung dann auch den Rest der Bibel auf Übereinstimmung zu durchsuchen. Allerdings muß Gott diese Zusammenhänge auch "offenbaren", sonst zieht man Dinge an den Haaren herbei, die gar nicht Gottes Absicht waren, soetwas auszusagen.

Sekten entstehen immer in Notsituationen, in denen die Menschen nicht mutig und geduldig auf Gottes Rettung warten und darum bitten, sondern lieber einer "fixen Idee" nachlaufen, die ihnen der Teufel eingeredet hat.

Die Bibel ist voll solcher trauriger Vorgriffe der Menschen, so funktioniert auch alles antichristliche, das auch kurz vor der Wendung Gottes dazwischentritt und die ungeduldigen und untreuen ablenkt und hinwegzieht.

So funktioniert auch die Entstehung christlicher Sekten jeglicher Art, wobei da "christlich" oft nur noch aussagt, wo die ursprünglich mal herkamen, aber lange nicht mehr sind.

Warum die Bibel mißverstanden werden kann und darf und sogar soll, hat der Herr Jesus Christus über den Sinn seiner Gleichnisse gesagt: Viele Menschen sollen das Wort hören, aber sie sollen es nicht verstehen.
Damit geschieht Gericht an denen, die nicht hören wollten und sich von Gott abgewandt haben, nun aber nicht mehr verstehen können, selbst wenn sie wollten.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]
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Helmuth
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Re: Die drei Quellen christlicher Irrlehre

Beitrag von Helmuth »

Galahad hat geschrieben: So 6. Apr 2025, 15:04 Mit "christlicher Irrlehre" ist gemeint, wenn Christen durch ernsthaft gemeinte Orientierung an der Bibel zu irrigem Schluß kommen.
Guter Vortrag! :thumbup:

Es ist nur schwierig das nun zu diskutieren, denn im Grunde genommen hast du damit schon das Wesentliche gesagt was Menschenlehre betrifft. Man könnte nun typische Irrlehren besprechen und nach ihrem Ursprung suchen und das analysieren.

Es wird aber schwierig, denn diejenigen, die daran glauben, werden die anderen dann bombardieren, die nicht daran glauben. Ich könnte gleich mit der Insprationlehre beginnen, die gerade aktuell läuft. (wird hier aber nicht fortgesetzt, keine Angst). Ich könnte aber ergänzen, dass es noch eine weitere Quelle gibt, und zwar Dämonen:
1. Tim 4,1 hat geschrieben: Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden, indem sie achten auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen.
Ich weiß aber nicht, ob du das hier aufnehmen willst. Teile uns das mit.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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Hoger
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Re: Die drei Quellen christlicher Irrlehre

Beitrag von Hoger »

Für mich ist die Entfaltung der Vielfalt christlicher Lehren eher ein Schöpfungsprozess des Reiches Gottes (oder Leibes Christi) in die Menschenwelt (Fleischeswelt) hinein und zeugt von der Macht des Heiligen Geistes.

Das gegenseitige Abwertung; Maßregeln und Ausgrenzen halte ich für menschlich und fleischlich.

Solange es auf der Basis der Heiligen Schrift fundiert ist (und das sind alle Kirche und Freikirchen) gibt es doch keinen Grund andere zu verurteilen. Es ist eher interessant wie vielfältig die Wahrnehmung der Heiligen Schrift ist
Erforsche mich. Ewiger, und erkenne mein Herz. Prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Und sieh, ob ein Weg der Mühsal bei mir ist, und leite mich auf dem ewigen Weg!
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Hans-Joachim
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Re: Die drei Quellen christlicher Irrlehre

Beitrag von Hans-Joachim »

Eine Irrlehre entsteht dann, wenn von Menschen erdachte Philosophien mit Schriftstellen aus der Bibel begründet werden.

Die Bibel enthält das Wort Gottes. Nur Gott kann darlegen, wie sein Wort zu verstehen ist. Dazu hat er vor alter Zeit Propheten berufen. Später hat Jesus gelehrt und Apostel berufen, die durch die Macht des Heiligen Geistes lehrten.
In der Ruhe liegt die Kraft
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Galahad
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Re: Die drei Quellen christlicher Irrlehre

Beitrag von Galahad »

Magdalena61 hat geschrieben: So 6. Apr 2025, 15:20 Was genau würdest du denn als Irrlehre bezeichnen?
Alles was im Gegensatz zu dem steht, was Gott sagt.

Beispielsweise, Dir hatte ich ja schon geschrieben, die Lehre von der Hölle sei eine solche Irrlehre. Um den Bezug zum Eingangspost herzustellen: das wäre dann Punkt zwo, die Übernahme einer heidnischen Vorstellung (die dann von Christen in die Bibel hineininterpretiert wird.)
Magdalena61 hat geschrieben: So 6. Apr 2025, 15:20 […] Und ich glaube, genau so ist das auch gemeint von Gott. Sonst hätte er sich konkreter ausgedrückt.
Gott hat sich sehr konkret ausgedrückt.In der großen Geschichte, die er in der Bibel erzählt, hat er sehr konkret dargelegt, daß die verschiedenen Menschen von Anfang an auch unterschiedlich viel von seiner Wahrheit verstehen oder verstehen wollen. Da ist nichts dran mirakulös.
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Galahad
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Re: Die drei Quellen christlicher Irrlehre

Beitrag von Galahad »

Abischai, guter Post über induktiv/deduktiv wie ich finde. Vielen Dank dafür!
Abischai hat geschrieben: So 6. Apr 2025, 15:23 Sekten entstehen immer in Notsituationen, in denen die Menschen nicht mutig und geduldig auf Gottes Rettung warten […]
Man muß auch gar nicht auf Gottes Rettung warten. Dies ist schon der erste Fehler. Gottes Rettung ist ja schon da.
Abischai hat geschrieben: So 6. Apr 2025, 15:23Warum die Bibel mißverstanden werden kann und darf und sogar soll, hat der Herr Jesus Christus über den Sinn seiner Gleichnisse gesagt: Viele Menschen sollen das Wort hören, aber sie sollen es nicht verstehen.

Damit geschieht Gericht an denen, die nicht hören wollten und sich von Gott abgewandt haben, nun aber nicht mehr verstehen können, selbst wenn sie wollten.
Du gibst hier die Ursache für Gericht an, bzw. das, was du hier als Gericht bezeichnest, ich glaube die Bibel gibt das nicht her.

Warum lässt Gott einem spezifischen Menschen spezifisch Übles geschehen? Das sagt die Bibel uns nicht. Die historisch-kritische Theologie redet von einem "Rachegott des AT", aber ich kann einen Rachegott nicht ausmachen. Eher einen Fürsorge-Gott.

Die Gegenseite ist, warum lassen spezifische Menschen spezifisches Übles an Gott geschehen? Warum lassen Menschen das zu? Dazu sagt die Bibel sehr wohl etwas: nämlich: ohne Grund. “Doch daß erfüllet werde der Spruch, in ihrem Gesetz geschrieben: "Sie hassen mich ohne Ursache."” (Joh 15, 25)
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Galahad
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Re: Die drei Quellen christlicher Irrlehre

Beitrag von Galahad »

Helmuth hat geschrieben: So 6. Apr 2025, 15:30 Ich könnte aber ergänzen, dass es noch eine weitere Quelle gibt, und zwar Dämonen:
1. Tim 4,1 hat geschrieben: Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden, indem sie achten auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen.
Das ist ein guter Hinweis. Tatsächlich sind es Dämonen, die als die dienstbaren Geister, die sie sind, die jeweiligen Irrlehren bereitstellen. Sie sind allerdings keine Quellen in dem Sinne meines Eingangsposts. Das ist ein anderes Konzept von Quelle.

Vielmehr bedienen die Dämonen die drei von mir genannten Quellen. Oder was meinst du, woher z.B. heidnische Vorstellungen kommen?

Aber mal davon abgesehen, daß Du konzeptionell etwas unsauber warst, ist dein Hinweis ein guter.

Der geistliche Kampf findet ja zwischen uns und jenen von Dir genannt statt. Das Angebot jener, Irrlehre bereitzuhalten ist laut Bibel einer der Angriffe oder Waffen des Feindes in diesem Kampf.
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Galahad
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Re: Die drei Quellen christlicher Irrlehre

Beitrag von Galahad »

Hoger hat geschrieben: So 6. Apr 2025, 16:23 Für mich ist die Entfaltung der Vielfalt christlicher Lehren eher ein Schöpfungsprozess des Reiches Gottes (oder Leibes Christi) in die Menschenwelt (Fleischeswelt) hinein und zeugt von der Macht des Heiligen Geistes.
Ja, es mag sein, daß die Entfaltung christlicher Lehre ein Schöpfungsprozess durch den Leib Christi ist. Mein Eingangspost nahm jedoch Stellung zu der Entfaltung nicht-christlicher Lehre durch Christen. Dies ist eine andere Teilmenge von allem durch Christen gesagtem.

Hoger hat geschrieben: So 6. Apr 2025, 16:23 Das gegenseitige Abwertung; Maßregeln und Ausgrenzen halte ich für menschlich und fleischlich.
Sicher ist es das. Meiner Beobachtung nach geschieht dies aber oft auch aus einem Mangel an geistlicher Ausstattung. Du bleibst hier vorerst sehr allgemein.

Hoger hat geschrieben: So 6. Apr 2025, 16:23 Solange es auf der Basis der Heiligen Schrift fundiert ist (und das sind alle Kirche und Freikirchen)
Finde ich nicht. Das nizänische Christentum steht nicht auf der Basis der Heiligen Schrift. Und diese Aussage meinerseits entspricht nicht einer Verurteilung dieser Menschen. Sicherlich wäre sie das innerhalb des nizänischem Denkschemas! Aber genau diesem stelle ich mich ja entgegen.

Hoger hat geschrieben: So 6. Apr 2025, 16:23 Es ist eher interessant wie vielfältig die Wahrnehmung der Heiligen Schrift ist
Sicher tun wir gut daran stets offen für Lehre durch die Geschwister zu sein. Von "vielfältig" würde ich da nicht unbedingt reden. Im Grunde ist es immer das gleiche nizänische Schema. Aber das soll nicht dem Worte des Einzelnen abtun. Es ist nur halt meistens a Schmarrn nach der gleichen Façon. Aber hier ist Geduld der Heiligen.
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