Man könnte das auch in gößerem Umfang diskutere, weil es eines der für christliche Historiker wohl spannendsten Themen ist, wie die Heilge Schrift entstanden ist. Wäre ich nochmals jung und schon gläubig gewesen, wüsste ich was ich studiert werde. Ich möchte es hier auf das NT einschränken, denn das AT ist auf völlig andere Weise entstande und wir würden uns damit verzetteln.
Ich starte gleich, indem auf die Aussage Abischais eingehe.
Es ist m.E. gut so, dass es untergeht zu erwähnen das das Jh-Ev zuerst auf armäisch vorlag, denn dazu gibt es keine Belege. Das bleibt somit eine Theorie neben viele anderen in der NT-Forschung.
Hast du schon vom P52 Papyrus Fragment gehört? Das datiert man ca. auf 125 n. Chr und ist das älteste Schriftsrtück, das wir bislang haben, und ist in Koine verfasst. ÜS kamen erst viel später, ich denke ab dem 5, Jh., ins Spiel. Was für ein kleiner Fetzen Papier, aber umso wertvolleres Textzeugnis, den uns Gott finden hat lassen.
Die Autorenschaft des Jh-Ev bleibt weiter nur eine These, dass es der Apostel war. Stichhaltiger halte ich die Indizien für seine Schüler. Das zeigen die z.B. reinen Andeutungen auf ihn. Eindeutig ist die Autorenschaft nur dann, wenn sich der Autor auch mit Namen nennt, wie bei Paulus, Petrus, Jakobus und zuletzt Johannes in der Offenabrung.
Lukas nennt seinen Namen nicht, aber man nimmt ihn als Autor des nach ihm tradierten Lk-Ev an. Man kann diese Annahme beibehalten, als wir wissen, dass Paulus ihn namentlich kennt und er einer seiner Reisbelgeiter war, später auch Mitarbeiter.
Wer das Mt-Ev und das Mk-Ev geschrieben hat, dazu sage ich, das weiß nur Gott. Ich halte es auch nicht für das Werk einzelner Autoren, das nur beim Lk-Ev klar ist, sondern als Sammlung von Worten durch die Jünger, wonach es 2 Richtungen gibt, die man kata Mt oder kata Mk nennt. Daher auch die vielen synoptischen Paralllen. Und falls Lukas darauf auch zugegriffen hatte, warum nicht? Tatsachen sind Tatsachen. So meine Theorie.
Lukas war Grieche, was uns Paulus bestätigt und er schrieb das für mich genialste Evangelium. Es ist meine Referenz in der historischen Forschung, der auch die Apg. verfasst hat, das wohl beste Zeugnis für die historische Betrachtung. Also die Heiden haben auch Dinge, die den Juden scheinbar gefehlt haben und Gott in seiner höchsten Genialtät fügte das so zusammen wie er das für gut hielt.
Ich sage das, weil gegen mich der Vorwurf erhoben wurde, dass die Herkunft eines Autors ein Maßstab für die Qualität seines Werkes sei. Wäre dem so, wieso wählt Paulus Timotheus und setzt ihn in Ephesus an seiner statt ein? Das ganze NT redet dagegen. Diese Denkweise kennt man wohl von extremen Nationalisten, darunter auch religiöse Juden, die Paulus umbringen wollten, ist aber unter Christen nicht üblich.
Dass der größere Teil des NT von Juden/Israeliten geschrieben wurde, ist also eine reine Tatsachenfeststellung ohne Wertung. Aber klarerweise ist die anerzogene Denk- und Redeweise nicht unwichtig und ist daher ein Fall für Exegese.
Ich würde mich freuen auf dem Gebiet meine Kenntnisse erweitern zu können und ersuche um Mitarbeit.