Auslegungsmöglichkeiten der Offenbarung

Themen des Neuen Testaments
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Hoger
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Auslegungsmöglichkeiten der Offenbarung

Beitrag von Hoger »

Es gibt vier klassische Methoden der Auslegung der Offenbarung
Ich habe die Kurzfassungen dazu mal hieraus zitiert (https://deutsch.logos.com/vier-moeglich ... ffenbarung)
A
Die zeitgeschichtliche Auslegung

Die präteristische (vergangenheitsorientierte) Auslegung geht davon aus, dass sich die Ereignisse der Offenbarung im Wesentlichen in den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung erfüllt haben. Verschiedene Vertreter stellen die relevanten Ereignisse entweder in einen Zusammenhang mit dem Fall Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. oder sowohl mit dem Fall Jerusalems im ersten Jahrhundert als auch mit dem Fall Roms im fünften Jahrhundert. Die Vertreter dieser Schule verstehen die Offenbarung vor allem als ein Buch, das zum Trost der Christen geschrieben wurde, die unter der Verfolgung durch das Römische Reich als auch durch die Juden litten.
B
Die welt- und kirchengeschichtliche Auslegung

Die historische Schule geht davon aus, dass sich die Ereignisse der Offenbarung im Laufe der Geschichte entfalten. Diese Sichtweise kam besonders dem Denken der protestantischen Reformatoren entgegen, die das Papsttum ihrer Zeit mit dem Antichristen gleichsetzten. Generell führt diese Art der Auslegung jedoch oft zu widersprüchlichen Deutungen, da alle Ausleger ihre eigene Zeit im Blick haben. Deshalb wird diese Auslegung heute kaum noch vertreten.
C
Die endgeschichtliche Auslegung

Das futuristische Schema argumentiert, dass die Ereignisse der Offenbarung sich weitestgehend noch nicht erfüllt haben, und vertritt die Ansicht, dass sich die Kapitel 4–22 auf die Endzeit beziehen und beschreiben, was dann geschehen wird. Diese endgeschichtliche Auslegung, die heute v. a. unter amerikanischen Evangelikalen vertreten wird, liest die Offenbarung als einen verschlüsselten göttlichen Fahrplan für die Endzeit.
D
Die überzeitliche Auslegung

Im Gegensatz zu den drei zuvor beschriebenen Interpretationsweisen hält sich die idealistische Sichtweise bei der historischen Einordnung der Symbolik aus der Offenbarung zurück. Die Vertreter dieses Ansatzes behaupten, dass die Offenbarung sich einer mythischen und poetischen Sprache bedient, um große Wahrheiten über Gott, das Böse, die Geschichte usw. auszudrücken. Somit interpretieren Ausleger dieser Schule die Offenbarung als bildhafte Darstellung zeitloser Wahrheiten.
Zu welcher von diesen vieren (oder auch einer anderen) tendiert ihr?
Ich schwanke ein wenig zwischen A und D. Bei A kann ich die Offenbarung als geschichtlich interessante Darstellung der Entwicklung des Christenums und als Prophetie der damaligen Zeit lesen - und bei D kann ich sie auf mich und meine seelische Entwicklung beziehen, hier also die Offenbarun zu mir in Beziehung setzen
Erforsche mich. Ewiger, und erkenne mein Herz. Prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Und sieh, ob ein Weg der Mühsal bei mir ist, und leite mich auf dem ewigen Weg!
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ProfDrVonUndZu
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Re: Auslegungsmöglichkeiten der Offenbarung

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Vor allem B mit ein bisschen C und D. Aber A halte ich für eine fixe Idee, von der manche nicht lassen können. Ich kam selber mal auf die Idee, die Offenbarung so auszulegen, bevor ich wusste, dass es schon eine Denkschule gibt, die sich Präterismus nennt. Ich war auch zunächst fasziniert davon und dachte, wer weiß was entdeckt zu haben. Aber ziemlich schnell wurde mir klar, dass da vorne und hinten nichts passen kann. Es gab hier mal eine sehr angeregte Diskussion über den Präterismus. Vermissen tue ich sie ehrlich gesagt aber nicht.
Offenbarung 1,3 Glückselig, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe!
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Abischai
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Re: Auslegungsmöglichkeiten der Offenbarung

Beitrag von Abischai »

Ich ziehe alles in Betracht, wobei ich A für die minderwertigste Version halte. Nachdenkenswert ist alles, denn damit demaskieren sich auch die wirklich falschen Dogmen.

Hier muß aber deutlich gemahnt sein, daß man die Offenbarung nicht erst anfassen muß, wenn man den Heiligen Geist nicht empfangen hat, also z.B. "Theologe" ist, der gar kein Christ ist, also nicht zur Gemeinde Jesu gehört. So jemand kann über die Offenbarung nur reden wie der Blinde von der Farbe.

Es gibt viele Leute die meinen, an Bibelbücher literarisch herangehen zu müssen, davon verstehen die vielleicht was, aber nicht vom Wort Gottes. Und daraus ergeben sich dann so nachmittägliche Plauderstündchen bei Tee und Keksen irgendwo im Stuhlkreis in der Kirche hinten rechts, mit Andachttext von J.W.Goethe, oder so.

Das kann man alles machen, hat mit der Bibel aber nichts zu tun.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]
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Kingdom
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Re: Auslegungsmöglichkeiten der Offenbarung

Beitrag von Kingdom »

Hoger hat geschrieben: Do 13. Mär 2025, 15:28 ...
Von anderen Prophezeihungen weiss man das diese sich genau bis ins letzte Detail erfüllen aber manchmal gibt es auch eine Teilerfüllung und Jahre später, erfüllt sich der Rest der sich eben noch nicht erfüllt hatte und wo Kritiker eben sagten das ist falsch weil es hat sich nicht alles erfüllt.



Von daher kann ich A für mich klar ausschliessen weil es klare Hinweise für die letzte Zeit enthält. D schliesse ich klar aus weil schon der Engel in der Offenbarung Auslegungen gibt und der Schreiber Hinweise gibt, das es sich um real Geschichtliche Ereignisse handelt.

Also Teile sind erfüllt, einige Teile nicht. Somit tendiere ich das man genau anschaut, was hat sich erfüllt und was eben nicht und man immer offen bleibt, sollte da eben im Laufe der Zeit noch neue Erkenntnisse dazu kommen.

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Sunbeam
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Re: Auslegungsmöglichkeiten der Offenbarung

Beitrag von Sunbeam »

Abischai hat geschrieben: Do 13. Mär 2025, 16:35

Es gibt viele Leute die meinen, an Bibelbücher literarisch herangehen zu müssen, davon verstehen die vielleicht was, aber nicht vom Wort Gottes. Und daraus ergeben sich dann so nachmittägliche Plauderstündchen bei Tee und Keksen irgendwo im Stuhlkreis in der Kirche hinten rechts, mit Andachttext von J.W.Goethe, oder so.
Durchaus.

Aber wenn ich mir hier über die Jahre allein die Themenkomplexe über das letzte Buch der Bibel so anschaue, so wissen doch die Christen selbst nichts mit der Offenbarung anzufangen, nicht wirklich.
Da herrscht im allgemeinen Ratlosigkeit und immer wieder werden die abenteuerlichsten Spekulationen zum Non plus ultra höchst subjetkiver Meinungen erhoben, einer weiß es besser als der andere, und der andere wiederum beruft sich auf seine Deutungshoheit auf die Geister, die er wohl besser nicht gerufen hätte, und alles endet folgerichtig immer wieder dort, wo es begann, in der theologischen Stammelei der theologischen Hütchenspieler und im oft besinnungslosen Bibelvers-Roulett.
Und ich schrieb jetzt nichts von dem theologischen Hyänengeheul der Deutungshoheitler, auch nichts von dem Hader und Zwist, und schon gar nicht von dem Unfrieden zwischen den Christenmenschen, den diese Offenbarung zwischen den sonst eigentlich eher ruhigen Stammkunden in diesem Forum säte, das sich dann die edelchristlichen Krachmandeln dann auch gerne einmal an die frommen Gurgeln hüpfen, das ist dann...

Du wirst jetzt sagen, so ist es nicht, stimmt, denn es war noch niemals anders...

(Nur ein kurzer Abriss im Aufriss der christlichen "Plauderstündchen"!)
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Kingdom
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Re: Auslegungsmöglichkeiten der Offenbarung

Beitrag von Kingdom »

Hoger hat geschrieben: Do 13. Mär 2025, 15:28

Zu welcher von diesen vieren (oder auch einer anderen) tendiert ihr?
Ich schwanke ein wenig zwischen A und D. Bei A kann ich die Offenbarung als geschichtlich interessante Darstellung der Entwicklung des Christenums und als Prophetie der damaligen Zeit lesen - und bei D kann ich sie auf mich und meine seelische Entwicklung beziehen, hier also die Offenbarun zu mir in Beziehung setzen
A schliesse ich völlig aus, weil die Offenbarung bis zum Ende geht, wo Jesus zurück kommt.

D schliesse ich aus, weil schon der Schreiber selbst auf Reale Ereignissse hinweist und auch der Engel schon Auslegungen gibt, die nur auf Reale Ereignisse hinweisen können also für geistige Interpretationen völliger Nonsens wären.

Somit offen sein für das was sich erfüllt hat und eben offen sein für das was sich noch nicht erfüllt hat. Und eben hören, was für Auslegungen existieren und gut prüfen.

Wir leben in einer Zeit, wo klar ersichtlich ist das sich gewisse Dinge welche in der Offenbarung beschrieben sind, noch nicht erfüllen konnten z.B. vor 200 Jahren aber heute eben Realität sind, weil wir uns in der End Zeit bewegen.

Lg Kingdom
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Abischai
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Re: Auslegungsmöglichkeiten der Offenbarung

Beitrag von Abischai »

Sunbeam hat geschrieben: Do 13. Mär 2025, 17:03 besinnungslosen Bibelvers-Roulett.
:D Sehr schön!
Du hast für Deine Formulierungen in vorangeganemde Beitrag sicher eine Weile und einiges Feilen benötigt, weil es mir aufwendig ausgearbeitet klingt. Ich stimme dem inhaltlich zu, wenn auch ich das natürlich schon noch etwas differenzierter sehe, was Du anprangerst.
Meine Lieblingskabarettisten Pispers und Schramm haben den Stil auch so drauf, das gefällt mir!

Wenn aber nun die Offenbarung bei den Christen hier so dermaßen verschiedene Reaktionen hervorruft, und sich die Geister scheiden und die Gedanken vieler offenbar werden, dann ist das eine Bestätigeung für die großartige und geheimnisvolle Gotteswirkung durch diese "Offenbarung Jesu Christi". Denn kaum ein Text "schafft" sowas durchgreifendes.

Es sind übrigens unzählige Christen, die über die Offenbarung nicht streiten, sondern sie als unschätzbares Gotteswort wissen und beständig daraus Gottes Reden erfahren, aus der ganzen Bibel, wohlgemerkt. Die streiten sich hier nur nicht darüber.
Heiß her geht es nur hier im Forum, ab und zu ist sogar mal was wirklich gutes an Erkenntnis dabei.
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Sunbeam
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Re: Auslegungsmöglichkeiten der Offenbarung

Beitrag von Sunbeam »

Abischai hat geschrieben: Do 13. Mär 2025, 17:21
Sunbeam hat geschrieben: Do 13. Mär 2025, 17:03 besinnungslosen Bibelvers-Roulett.
:D Sehr schön!
Du hast für Deine Formulierungen in vorangeganemde Beitrag sicher eine Weile und einiges Feilen benötigt, weil es mir aufwendig ausgearbeitet klingt. Ich stimme dem inhaltlich zu, wenn auch ich das natürlich schon noch etwas differenzierter sehe, was Du anprangerst.
Meine Lieblingskabarettisten Pispers und Schramm haben den Stil auch so drauf, das gefällt mir!

Darf ich das als Nuts bezeichnen? Oder bist du hier jetzt für die christliche Sitcom zuständig?
Wenn aber nun die Offenbarung bei den Christen hier so dermaßen verschiedene Reaktionen hervorruft, und sich die Geister scheiden und die Gedanken vieler offenbar werden, dann ist das eine Bestätigeung für die großartige und geheimnisvolle Gotteswirkung durch diese "Offenbarung Jesu Christi". Denn kaum ein Text "schafft" sowas durchgreifendes.
Warum versucht man dann, einer offenbar hermetischen Schrift, von mir aus einem metaphysischen Text, einen Sinn und eine Symbolik zu geben, die immer etwas überdreht spekulativ, manchmal auch unfreiwillig komisch und oft sehr verhuscht ist?
Warum diese uferlosen Spekulationen um einen biblischen Text, an dem sich doch schon seit Jahrhunderten theologische Koryphäen aller christlichenSorten (vulgo Konfessionen) versucht haben?

Unter dem Strich:
Nicht-empirische Phantasmagorien

Ist man sich denn nicht im Klaren darüber, das man sich immer wieder nur in uferlosen Spekulationen verliert, die nichts Fruchtbares bringen können, und keinesfalls etwas zur Erhellung dieser Offenbarung beitragen. Und wenn du ehrlich bist, so ist dieses Buch doch immer wieder nur eine Spielwiese für Kohorten von falschen Propheten, oder denen, die es noch werden wollen.

Ich sage das jetzt einmal so: warum kann nicht auch einfach mal ein Buch der Bibel sozusagen - Gottes geheime Veschlussache sein?
(Also, Die Offenbarung ist die Offenbarung, die nicht so wirklich offenbar ist, die Christen werden schon nicht dran sterben, und wem das nicht reicht, Kreuzworträtsel sollten dem aufhelfen können.)

Gibt es eigentlich typisch christliche Kreuzworträtsel? (Ich würde sagen, ja, also hier dann sehr spezifisch :arrow: Die Trinität...)
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Abischai
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Re: Auslegungsmöglichkeiten der Offenbarung

Beitrag von Abischai »

Sunbeam hat geschrieben: Do 13. Mär 2025, 17:49 Darf ich das als Nuts bezeichnen? Oder bist du hier jetzt für die christliche Sitcom zuständig?...
Die beiden Termini verstehe/kenne ich nicht.
Ich sage das jetzt einmal so: warum kann nicht auch einfach mal ein Buch der Bibel sozusagen - Gottes geheime Veschlussache sein?
(Also, Die Offenbarung ist die Offenbarung, die nicht so wirklich offenbar ist, die Christen werden schon nicht dran sterben, und wem das nicht reicht, Kreuzworträtsel sollten dem aufhelfen können.)
Ich bin ehrlich erstaunt, wie Du als "Außenstehender" doch recht gut zu formulieren weißt, wie die DInge sind.

In der Tat, Geheimnisse Gottes sind eben so. Jesus Christus offenbart sich in jenem Buch sehr deutlich, aber eben dosiert.
Gott kann Texte so "verschlüsseln", daß sie niemand versteht. Und wenn die Zeit gekommen ist, teilt er seinem Volk mit, was es bedeutet. ALso genau dann,wenndie wirkliche Notwendigkeit besteht, diese Worte zu verstehen.
Das ist beispielsweise bei Daniel zu finden, die Bilder überhaupt wissen und dann auch noch deuten kann, die ein anderer von Gott bekommen hat, oder bei Josef und dem Pharao, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Am Endes des Buches Daniel befiehlt der Engel: "versiegle die Worte, denn dies gilt auf die Zeit des Endes hin." (so ähnlich, ich zitere das jetzt aus der Erinnerung)
Irgendetwas geheimnisvolles geschah dann, denn wann immer man das Buch Daniel an diesen Stellen liest, es scheint wirklich versiegelt zu sein. Also spekulieren und üben wir uns daran, erlaube uns das ohne mit uns zu schimpfen! Die Zeit für vieles ist einfach noch nicht da, also verstehen wir das noch nicht, weil Gott auch nicht will, daß wir das derzeit verstehen, eben um uns nicht falsch zu verhalten.

Wenn Christen sich aber unanständig benehmen in ihrem Eifer, die Bibel auslegen zu wollen, dann mahne das an!
Wer von den streitenden Christen ehrlich ist, wird dadurch beschämt aufmerken.

Du mußt Die Bibel als Wort Gottes nicht verstehen, um höflichen Anstand und allgemeine Sitten beurteilen zu können.
Das scheinst Du aber recht gut zu können, von Deiner eigenen manchmal unterirdischen Streitkultur abgesehen...
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Sunbeam
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Re: Auslegungsmöglichkeiten der Offenbarung

Beitrag von Sunbeam »

Abischai hat geschrieben: Do 13. Mär 2025, 18:04

Du mußt Die Bibel als Wort Gottes nicht verstehen, um höflichen Anstand und allgemeine Sitten beurteilen zu können.
Wie wahr, wie wahr....
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