des Teufels Großmutter

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Munro

des Teufels Großmutter

Beitrag von Munro »

Habt ihr euch auch schon mal Gedanken darüber gemacht, warum in Märchen und Sagen und Legenden des Teufels Großmutter eine Rolle spielt?

Und wie es zu dem Gedanken kam, dass der Teufel eine Großmutter habe?

Ich habe mal nachgelesen:
Teufels Großmutter, die weibliche Begleiterin des Teufels (die in christlicher Zeit wegen des sakramentalen Charakters der Ehe nicht seine Frau sein durfte), entsprechend der Gattin des Gottes Loki.

Ihr wird in der Literatur Konkurrenz gemacht durch des Teufels Mutter, die zuerst im 13. Jahrh. in Herborts von Fritzlar »Trojanischem Krieg« erscheint und bis Ende des 15. Jahrh. ausschließlich das Feld behauptet. Von kabbalistischer Seite erhielt dann die Großmutter eine neue Stütze durch die Teufelin Lilith, Adams erster Frau, von welcher der Teufel abstammt. Sie erscheint in mehreren Fastnachtsspielen, scherzhaft auch bei Luther und mit geradezu dogmatischem Ernst in einer Schrift des Abtes von Pegau (1524).

Seit dem 17. Jahrh. wurde sie durch des T. G. mehr und mehr verdrängt.
Quelle: http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Teufe ... 3%9Fmutter

Und wie steht ihr zu der Idee von "des Teufels Großmutter"?
Munro

Re: des Teufels Großmutter

Beitrag von Munro »

So ist es im Märchen:
Drei schlecht bezahlte Soldaten desertieren und verstecken sich im Korn.

Doch das Heer umzingelt das Feld, bis sie fürchten zu verhungern. Da trägt sie ein Drache hinaus. Der Teufel gibt ihnen eine kleine Peitsche, die Geld macht. Dafür sollen sie nach sieben Jahren ihm gehören, wenn sie nicht ein Rätsel lösen können. Sie leben im Überfluss, aber tun nichts Böses. Schließlich bekommen zwei Angst, sie könnten das Rätsel nicht lösen, doch einer ist sorglos und geht auf Rat einer alten Frau zu einem Steinhaus im Wald. Dort versteckt ihn des Teufels Großmutter, während sie den Teufel über das Rätsel aushorcht: „In der großen Nordsee liegt eine tote Meerkatze, das soll ihr Braten sein; und von einem Walfisch die Rippe, das soll ihr silberner Löffel sein; und ein alter hohler Pferdefuß, das soll ihr Weinglas sein.“

Der Soldat erzählt es den anderen. Sie stehen dem Teufel Rede und Antwort und dürfen auch die Peitsche behalten.
Mehr dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Teufe ... 3%9Fmutter
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Laodizea
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Re: des Teufels Großmutter

Beitrag von Laodizea »

Hallo Esperanzia,
die Weiblichkeit deines Nicks verwirrt mich immer wieder, weil ich ja ständig spanisch denke...im spanischen ist die esperanza eben weiblich, genauso wie justicia aber das i wird ihr nicht angehangen, komisch, gell?

Eigentlich wäre ein o am Ende weniger verwirrend wenn auch immer noch unkorrekt!

Über diese Grossmutter habe ich noch nie nachgedacht!
Also, du hast Ideen!
und ich gerade Langeweile...es ist kurz vor Null Grad und nur mein Ofen wärmt.
Das ganze Land friert, mancher sich, sicher zu Tode, das werden wir die nächsten Tage erst erfahren...

Ich kenne garnicht solche Geschichten und du, du bist ein guter Hakawari,...so hiess das bei Karl May, Geschichtenerzähler eben.

Aber du sprachst von Loki.
Den kenne ich aus Avangers!(der Film)
Der hatte einen spektakulären Auftritt in Stuttgart!
Kennst du die Filmszene?
Im Film war Loki adoptiert!

Jetzt erzähl mal weiter von deinen Forschungen mit der Grossmutter!

Gruss, Laodizea
Höre Israel: Jahwe, unser Gott, ist ein einziger Jahwe!
5. Mose 6,4
Munro

Re: des Teufels Großmutter

Beitrag von Munro »

Laodizea hat geschrieben: Mo 8. Jul 2019, 02:13 Hallo Esperanzia,
die Weiblichkeit deines Nicks verwirrt mich immer wieder, weil ich ja ständig spanisch denke...im spanischen ist die esperanza eben weiblich, genauso wie justicia aber das i wird ihr nicht angehangen, komisch, gell?
Ja, ich gebe zu, dass der Nick etwas verwirrend ist.
Sagen wir so: Im Deutschen ist die "Hoffnung" auch weiblich, wie alle Wörter auf -ung.
Aber jemand mit dem Namen "Hoffnung" würde man nicht unbedingt für weiblich halten.

Die Endung -a allerdings gilt auch im Deutschen als weiblich, siehe Maria und Andrea.
Seltsamerweise kann "Andrea" im Italienischen auch männlich sein.

Und der Bauer heißt in der lateinischen Sprache "agricola" was sehr weiblich wirkt.
Ja, Sprache kann sehr verwirrend sin, aber auch faszinierend. :idea:
Munro

Re: des Teufels Großmutter

Beitrag von Munro »

Laodizea hat geschrieben: Mo 8. Jul 2019, 02:13 Jetzt erzähl mal weiter von deinen Forschungen mit der Grossmutter!
Schon als Kind habe ich mich darüber gewundert, dass die Großmutter des Teufels im Märchen immer so menschlich handelt. So als wollte sie das Böse des Teufels abmildern.

Ein seltsamer Kontrast: der Teufel - und seine Großmutter.
Eine rätselhafte Angelegenheit.

Ein professioneller Erzählforscher und Volkskundler könnte sicher mehr darüber sagen als ich jetzt.
Aber ich werde weiter über das Thema nachlesen.
Munro

Re: des Teufels Großmutter

Beitrag von Munro »

Laodizea hat geschrieben: Mo 8. Jul 2019, 02:13 Ich kenne garnicht solche Geschichten und du, du bist ein guter Hakawari,...so hiess das bei Karl May, Geschichtenerzähler eben.
Hab Dank für deine guten Worte! :idea:
Kennst du schon meine Geschichte vom einsamen Friedhof und dem Waldweg? :wave:

>>> viewtopic.php?f=30&t=6077

Ich werde diese Geschichte nachher wieder fortsetzen. :)
Munro

Re: des Teufels Großmutter

Beitrag von Munro »

Laodizea hat geschrieben: Mo 8. Jul 2019, 02:13
es ist kurz vor Null Grad und nur mein Ofen wärmt.
Das ganze Land friert, mancher sich, sicher zu Tode, das werden wir die nächsten Tage erst erfahren...
Ja, hier in Europa vergisst man oft, dass jetzt im Hochsommer auf der südlichen Hälfte der Erde tiefer Winter ist. Dafür ist dann an Weihnachten Hochsommer. :idea:

Hochsommer an Weihnachten - eine seltsame Vorstellung hier, wo Weihnachten immer mit Schnee-Landschaften verbunden wird - wenn es auch normalerweise an Weihnachten gerade nicht schneit. :idea:

Jedenfalls hoffe und wünsche ich, dass dein Ofen gut wärmt! :idea:
Rembremerding

Re: des Teufels Großmutter

Beitrag von Rembremerding »

Gerade im keltisch-germanischen Raum traf das Christentum auf eine Muttergöttin in dreifacher Erscheinung (die Bethen). Eine davon nannte man in manchen Gebieten die "Winteralte". Es war die reife, weise Frau, ihre Farbe war schwarz, welche die Menschen in den Tod geleitete. Damit verbunden war der Glaube an die Ähndl, an die Ahnfrau der Sippe oder Familie.
Märchenmotive erzählen von dieser Muttergöttin etwa in Frau Holle.

Im Kult wurde der Winteralten eben ab Samhain gedacht. Die Fruchtbarkeit zieht sich in die Erde zurück, das alte Jahr wird dort erneuert. Das Land selbst wird dürr und unfruchtbar.
Das Christentum konkurrierte mit diesem Glauben und die Muttergöttin wurde als Götze erkannt. Die Winteralte gesellte man dem Bösen, Satan zu. Als alte, schwarze Frau war sie schließlich mit dem Tod verbunden und man nannte sie mancherorts "des Teufels Großmutter".

Servus :wave:
Munro

Re: des Teufels Großmutter

Beitrag von Munro »

Rembremerding hat geschrieben: Mo 8. Jul 2019, 10:01
Als alte, schwarze Frau war sie schließlich mit dem Tod verbunden und man nannte sie mancherorts "des Teufels Großmutter".
Frage: Ist das deine eigene Theorie?
Oder hast du das irgendwo gefunden?

In den Märchen der Gebrüder Grimm jedenfalls erscheint die Großmutter des Teufels nicht als "alte, schwarze Frau" oder als "mit dem Tod verbunden".
Munro

Re: des Teufels Großmutter

Beitrag von Munro »

Dort ist sogar von den "Töchtern des Teufels" die Rede:
Der Baum des Rindes und die Töchter des Teufels
Die mythischen Motive eines pyrenäischenMärchens in ätiologischer Untersuchung
http://www.mythos-magazin.de/mythosfors ... _arbre.pdf
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