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Re: Menschenwürde und Meinungsfreiheit

Verfasst: Do 26. Nov 2020, 19:51
von Sunbeam
Hiob hat geschrieben: Do 26. Nov 2020, 19:10 Das Problem liegt nicht in solchen peripheren Dingen wie Reliquien und Heiligen, sondern in Grundlagenverständnissen - diesbezüglich sind heutiges säkulares und geistliches Menschenbild zu weit auseinander. Das hat man hinzunehmen.
Man muss hinnehmen das während der großen Aachener Heiligtumsfahrt dem tumben Volk dann feierlich das Kleid Mariens
die Windeln Jesu,das Lendentuch Jesu und das Enthauptungstuch Johannes des Täufers gezeigt witd, vor im Jahre 2014 circa 125.000 Pilgern.
Warum zeigen die nicht gleich Jesussen selbst?

Und das hat man hinzunehmen, mit man sind dann hier die Katholiken gemeint, Menschen gesunden Verstandes dann wohl weniger.

Und du selbst, hast du schon einmal die Vorhaut [sic!] des Jesus angebet? Die Vorhaut Jesu, das ist sowas von katholisch...

Dazu ein Stück Zeitgeschichte:

Im Hochmittelalter und bis in die Reformationszeit hinein trieb der Vorhautkult grotesk anmutende Blüten: Die heilige Katharina von Siena (1347-1380) trug die Vorhaut Jesu als unsichtbaren Fingerring, während sie sich Augenzeugen zufolge ekstatisch am Boden wälzte und die spirituellen Umarmungen Christi genoss.

Man kommentiert diesen Irrsinn gar nicht mehr, man winkt da nur noch ab.

Für dich mag das alles normal sein, erbaulich gar, und den Glauben stärkend, für manch ausgetrocknete Jungfer wohl auch, aber für viele Menschen ist das schwärzester Aberglaube, oder eine spezielle Form der Gotteslästerung. Für mich ist das eine schon monströse Verscheißerung der Glaubensvolkes.

Für dich sind das dann Merkmale einer Kirche, die zu sich selbst findet..., auf den krummen Wegen des Aberglaubens also.

Re: Menschenwürde und Meinungsfreiheit

Verfasst: Do 26. Nov 2020, 23:19
von Hiob
Sunbeam hat geschrieben: Do 26. Nov 2020, 19:51 Für dich mag das alles normal sein, erbaulich gar, und den Glauben stärkend
Für mich persönlich ganz und gar nicht. Aber ich verstehe, dass es unterschiedliche Offenbarungsformen (alias "Chiffren") für Glauben geben kann. - Die von Dir erwähnte Vorhaut hat vermutlich irgendeine Bedeutung (die ich selber nicht kenne) - es gibt also etwas, wofür sie steht.

Selber ziehe ich rein geistliche Glaubensformen vor, die nicht solcher Chiffren bedürfen. Aber das Volk braucht halt was Haptisches. --- Das ist auch heute noch so, wenn Beispiele Gebrauchsgegenstände (incl. Unterwäsche) von Celebrities verehrt werden (eine Lederjacke von Elvis Presley wird immer einen Platz in einem Museum finden - eine verpinkelte Unterhose wahrscheinlich auch).

Wichtig ist nicht, WAS für Glaubens-Inhalte steht, sondern WOFÜR es steht. - Und da haben wir das eigentliche Problem: Die Substanz des Christentums wird weitgehend nicht mehr verstanden. ---- Wärest Du geistlich im Christentum drin, weil Du es spüren würdest, gingen Dir solche (auch für mich peinliche) Vorhaut-Geschichten am Arsch vorbei. - Aber Du brauchst sie als Ersatz für fehlende Substanz - sehr bezeichnend für unsere Zeit.
Sunbeam hat geschrieben: Do 26. Nov 2020, 19:51 Für dich sind das dann Merkmale einer Kirche, die zu sich selbst findet..., auf den krummen Wegen des Aberglaubens also.
1) Ja - eine perfekte Kirche würde so was kaum machen.
2) "Aberglaube" ist SUBSTANTIELL irriger Glaube - egal ob mit oder ohne Vorhaut.

Re: Menschenwürde und Meinungsfreiheit

Verfasst: Fr 27. Nov 2020, 07:17
von Elli
Hallo,

ich wundere mich, dass hier immer dieselben es schaffen (dürfen) ein Thema so zu verdrehen, dass Unchristliches dabei herauskommt.
Angriff auf Christen, deren angeblich schlechtes Verhalten nennenswert sei. Das Thema wird nicht selten gewechselt, um so auf Christen eindreschen zu können. Ich zähle drei, die sich gegenseitig darin bestärken, sich hier die Ehre geben zu müssen. Einer findet sich immer, der sie auch noch füttert.

Habe nichts gegen Kritik, wenn man konstruktiv diskutieren kann, bin ich dabei. Dass das nicht möglich ist, sieht man mehr als deutlich. Es wird gefragt und herausgefordert, um anschließend über Christen und deren Religion wieder ablästern zu können.

Die Kämpfer des guten Unglaubens gegen die vermeintlich bösen Gläubigen in einer Endlosschleife.
Warum lässt man das zu?
Man könnte auch einen Thread aufmachen: Warum sind die Christen alle so böse und so dumm, oder so....Dann könnte jeder der es mag, sich dort austoben.

LG

Re: Menschenwürde und Meinungsfreiheit

Verfasst: Fr 27. Nov 2020, 07:21
von Hiob
Elli hat geschrieben: Fr 27. Nov 2020, 07:17 Es wird gefragt und herausgefordert, um anschließend über Christen und deren Religion wieder ablästern zu können.
Man hat zwei Möglichkeiten:
1) Klar stellen und zurecht rücken.
2) Einfach verhungern lassen (Don't feed the troll)

Was mich angeht: Ich weiß gelegentlich nicht, ob 1) oder 2) besser ist. - Ab wann würdest Du einfach nicht reagieren?

Re: Menschenwürde und Meinungsfreiheit

Verfasst: Fr 27. Nov 2020, 07:28
von Elli
Man hat zwei Möglichkeiten:
1) Klar stellen und zurecht rücken.
2) Einfach verhungern lassen (Don't feed the troll)

Klarstellen, bringt nichts, sie fühlen sich dann noch motivierter, sich im Kampf für das Gute einzusetzen..

Verhungern lassen ist besser, so wird das Thema auch nicht gewechselt. Das Eingangsthema hat einen tiefsinnigen Charakter, über das man im christlichen Sinne nachdenken könnte.
Man braucht hier nichts Neues aufmachen, weil gleich alles zugemüllt wird.

LG

Re: Menschenwürde und Meinungsfreiheit

Verfasst: Fr 27. Nov 2020, 08:09
von Hiob
Elli hat geschrieben: Fr 27. Nov 2020, 07:28 Das Eingangsthema hat einen tiefsinnigen Charakter, über das man im christlichen Sinne nachdenken könnte.
OK - dann mal nicht reagierend, sondern eigenständig etwas zum Thema:

"Meinungsfreiheit und Menschenwürde" läuft hinaus auf "Freiheit vs. Werte". - Säkular ist dies gelöst durch Gesetze, die sagen: "Wir schützen unsere Werte gegen eskalierende Freiheit" (Man sich nicht einfach die Freiheit nehmen, eine Bank auszurauben, ohne dafür vom Gesetz verfolgt zu werden). - Bei geistlichen Werten ist diese Problematik NICHT gelöst, was damit zusammenhängt, dass Werte nur bedingt von säkularer Gesetzbarkeit abgedeckt werden können.

Dies heißt im Umkehrschluss: Man darf nur bedingt von der säkularen Gesellschaft erwarten, dass geistliche Werte geschützt werden. - Oder anders: Meinungsfreiheit steht nur dann gegen Menschenwürde, wenn Menschenwürde im Einzelfall als Thema erkannt wird.

Re: Menschenwürde und Meinungsfreiheit

Verfasst: Fr 27. Nov 2020, 08:19
von Rembremerding
Elli hat geschrieben: Fr 27. Nov 2020, 07:28 Man braucht hier nichts Neues aufmachen, weil gleich alles zugemüllt wird.
Hiob hat geschrieben: Fr 27. Nov 2020, 08:09
Das ist leider wahr und umso trauriger. Sowohl antichristliche Agitatoren als auch jene, die sich immer befleißigt fühlen, überall zuvorderst ihr Lieblingsthema setzen zu müssen, verhindern jegliche fruchtbare Diskussion, zumal sie sich penetrant und allgegenwärtig am lautesten darstellen.
Beide Klientel sind keine Bereicherung für Gottsucher.
Sie verhungern zu lassen, scheint die beste Lösung, denn es geht ja meist nur um Zurschaustellung eigener Eloquenz und Arroganz. Diese verliert ohne Publikum ihren Reiz.

Re: Menschenwürde und Meinungsfreiheit

Verfasst: Fr 27. Nov 2020, 08:33
von Rembremerding
Hiob hat geschrieben: Fr 27. Nov 2020, 08:09 Oder anders: Meinungsfreiheit steht nur dann gegen Menschenwürde, wenn Menschenwürde im Einzelfall als Thema erkannt wird.
Das ist richtig. Ein bedeutender Unterschied ist: Säkulare Gesetzgebung und Humanismus (nicht christliche Humanität!) geben sich menschliche Maßstäbe. So wird beispielsweise demokratisch entschieden, was Familie, juristisch, was lebenswertes Leben etc.
Christliche Humanität geht von gegebenen Werten aus, die dadurch absolut werden, weil sie von Gott stammen. Wie die Naturgesetze sind sie genau definiert (in Ursprung, Ethik, Moral) und wenn man versucht sie zu ignorieren, bleiben ihre Wirkungen (nicht nur geistiger Art) dennoch bestehen.

Die Meinungsfreiheit endet in christlicher Sicht dort, wo auch alle anderen Freiheiten enden - wenn sie die Meinungsfreiheit des Nächsten beschränken wollen und damit dessen Menschenwürde angreift.
Als Christ stellt man sich etwa vehement gegen die falschen Lehren des Islam, aber kämpft ebenso vehement dafür, dass ein Muslim seine Religion ausüben darf.

Re: Menschenwürde und Meinungsfreiheit

Verfasst: Fr 27. Nov 2020, 08:49
von Elli
Rembremerding hat geschrieben: Fr 27. Nov 2020, 08:33 Die Meinungsfreiheit endet in christlicher Sicht dort, wo auch alle anderen Freiheiten enden - wenn sie die Meinungsfreiheit des Nächsten beschränken wollen und damit dessen Menschenwürde angreift.
Als Christ stellt man sich etwa vehement gegen die falschen Lehren des Islam, aber kämpft ebenso vehement dafür, dass ein Muslim seine Religion ausüben darf.
Ich denke, bei allem was wir bewerten und tun, sollten wir zuerst auf Jesus sehen, was würde Jesus tun? Können wir Jesus in weltliches Denken einordnen?
War Jesus tolerant, war er ein Humanist? Hat er gesagt: Ich liebe dich, ich lasse das als Meinungsfreiheit gelten, auch wenn das Sünde ist, was ich sehe?

Der Gott des AT's hat falsche Religionen beim Namen genannt. Götzendienst und Okkultismus nicht nur verboten, auch mit dem Tode bestraft.
Können wir sagen, dass Sünde zur Meinungsfreiheit und zur Würde des Menschen dazugehört?

LG

Re: Menschenwürde und Meinungsfreiheit

Verfasst: Fr 27. Nov 2020, 09:00
von Hiob
Rembremerding hat geschrieben: Fr 27. Nov 2020, 08:33 Die Meinungsfreiheit endet in christlicher Sicht dort, wo auch alle anderen Freiheiten enden
Das würde man auch in säkularem Verständnis so sagen - die "Toleranz" ist dementsprechend ein hoch-gewürdigtes Wort im säkularen Jargon.
Rembremerding hat geschrieben: Fr 27. Nov 2020, 08:33 wenn sie die Meinungsfreiheit des Nächsten beschränken wollen und damit dessen Menschenwürde angreift.
Da würde man säkular sagen: "Das Verbot der Abtreibung ist eine Beschränkung der Meinungsfreiheit der Mutter und ein Angriff auf ihre Menschenwürde". - Mit anderen Worten: Dein Satz läuft hohl, weil er komplett unterschiedlich aufgeladen werden kann.
Rembremerding hat geschrieben: Fr 27. Nov 2020, 08:33 Als Christ stellt man sich etwa vehement gegen die falschen Lehren des Islam, aber kämpft ebenso vehement dafür, dass ein Muslim seine Religion ausüben darf.
Das stimmt.
Elli hat geschrieben: Fr 27. Nov 2020, 08:49 Können wir sagen, dass Sünde zur Meinungsfreiheit und zur Würde des Menschen dazugehört?
Ja. - Weil "Meinungsfreiheit" automatisch einhergeht mit Ich-Orientierung (Das Ich entscheidet, was es mit seiner Freiheit tut). - Ich-Orientierung aber ist Orientierung am Menschen und somit grundsätzlich sündig (wobei man hier definieren müsste, was "Sünde" ist).

Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, was eigentlich Jesus ausmacht, bis ich darauf gekommen bin, dass er (in trinitarischer Sicht) der Einzige ist, der Ich-Orientierung und Gott-Orientierung vereinen kann, weil er Mensch und Gott ist. - Nur er kann aus eigener Kraft (= göttlicher Kraft) sein menschliches Ich frei in ein "Dein Wille geschehe" umwandeln.