Magdalena61 hat geschrieben: ↑Do 3. Feb 2022, 20:26
Aber was, wenn der oder die Ex nicht heiratet? Ist dann der andere Teil dazu verurteilt, alleine zu bleiben? Das läuft ja mehr oder weniger darauf hinaus: Wer sündigt zuerst?
In der Praxis dürfte das wohl nur sehr selten vorkommen. Dass sich die Partner dann gegenseitig dazu drängen, endlich die Ehe zu brechen, damit sie frei sind. Aber keiner es "zuerst" tun will. Denn beide wollen und werden, so oder so, nur der erste hat den schwarzen Peter und der zweite ist dann raus.
Es darf geschmunzelt werden.
Doch
Ich weiß zufällig, dass auch sehr gute Katholiken das mitunter so sehen, dass der Ehevertrag vor Gott nichts gilt. Im Ehevertrag steht überhaupt nichts von einem Versprechen oder Gelöbnis, erst recht nicht vor Gott. Das ist schlichtweg ein Vertragsdokument und eine Aufkündigung des Vertrages ist gesetzlich vorgesehen und geregelt. Ein guter Anwalt, hat es stets ganz trocken und schnörkellos ausgesprochen: Die Ehe ist ein Vertrag. Punkt.
In der Bibel gibt es einfach keine Anweisungen zur Eheschließung. Ehe ist, was sich zusammen tut und bleiben will in Liebe, als Mann und Frau. Im Herzen steht es geschrieben, ob es eine vor Gott gültige Ehe ist oder nicht. Nicht auf einem Blatt Papier. Denn Gott interessiert sich nicht für unsere weltlichen Abmachungen und Schauspielereien. Er schaut einfach mitten ins Herz und da ist es ihm klar ersichtlich, was es ist. Zumal er die beiden selbst zusammengebracht hat in vielen Fällen...
Im Grunde geht es Gott nur darum, dass es allen gut geht. Wir sollen uns gegenseitig unterstützen und gut tun, sollen einander das Leben leichter und schöner machen. Es soll einfach funktionieren, so dass alle zufrieden und glücklich sind. Eine stabile Beziehung ist da die perfekte Grundlage, auch für eine Familie. Alles andere ist kompliziert und bringt immer Leid und Komplikationen mit sich. Die Menschen sind überfordert, sie verletzen sich und werden dadurch unglücklich und leiden und ziehen andere mit sich herunter.
Alles soll seine Ordnung haben, so wünscht es sich Gott. Und also soll auch eine Bindung zwischen Mann und Frau die göttliche Ordnung wiederspiegeln. Einerseits gibt es da die mehr oder weniger strengen Gebote als auch Verbote. Anderseit gibt es da auch den weisen, gütigen Gott, der die Menschen begleitet und ihr Leben versucht, so zu gestalten, dass sie daran reifen und wachsen können. Er ist doch weise und weiß genau Bescheid über uns. Und er ist gütig und gnädig und barmherzig. Wer sein Herz mit sich trägt mit Gott im Sinn, der wird von Gott auch nicht verdammt werden - so sehe ich es jedenfalls.
Und all diese "Formalitäten" - diese Kleinlichkeiten, Klauseln etc... das passt so garnicht zu meinem Gott, so wie ich ihn sehen will. Er ist überhaupt nicht kleinlich sondern sehr großzügig und demütig. Da kann ein Mensch das tugendhafteste Leben führen und allen Geboten und Verboten vollkommen entsprechen, ohne jeden Makel, kann jeden Gottesdienst verrichten, jede Buße und Übung getan haben, und doch ohne Glanz vor dem Angesicht Gottes stehen, während ein anderer, der auch ein Sünder war, aber dennoch aufrichtigen Herzens, vor Gott trotz seinen Fehlern und Übertretungen größten Gefallen findet. Weil es eben nicht nur um die Regeln und Vorgaben geht sondern auch um die persönliche Beziehung und Einstellung, die ein Mensch zu Gott hat.
Ich bin ja überzeugt davon, dass vorherbestimmte Beziehungen auch dem Abarbeiten von Schuld aus einem vergangenen Leben dienen. Was Menschen in eine Rolle zwingt, die ihnen vielleicht überhaupt nicht entspricht. Wir können das nicht wissen aber Gott weiß es und von daher gibt es gewisse Grenzen bei der Reue, Buße und den Selbstvorwürfen und auch was die strikte Einhaltung von Gottes Geboten betrifft. In einigen Fällen nutzt alles nichts, die Partner trennen sich eben, sie können nicht anders, wie sehr sie es auch versuchen, auch wenn sie vielleicht den besten Charakter haben und ein gutes Herz, es geht einfach nicht. Dann klärt man das mit sich und seinem Vater im Stillen ab, bittet um Vergebung, und legt die Sache dann so gut es geht einfach ab, ihm zu den Füßen legen, also die Sünden ihm in Reue und Liebe in die Hände geben. Und weiter gehen im Leben und sich dann nicht fertig machen und blockieren, wenn wirklich ein neuer Mensch ins Leben tritt und man den aber nach den kirchlichen, biblischen, religiösen etc. Vorgaben garnicht mehr heiraten dürfte oder überhaupt mit ihm zusammenleben dürfte.
Ich meine solche Dinge also auch ein wenig ... kritisch-scherzhaft. Ja, natürlich ist es auf eine Art absurd, da das Gesetz zu beugen oder eine Gesetzeslücke oder einen gesetzlichen Spielraum auszunutzen. Genauso wie solche Gesetze ab einem gewissen Punkt dann auch etwas realitätsfremd ausfallen und manche Gläubige in schwerste Krisen treiben. Eine normale Krise, die dann in einem gesunden Rahmen abgearbeitet wird, ist völlig in Ordnung, denke ich. Und wenn die Geschiedenen es dann in eine neue Ehe treibt, soll das nicht mit der Vorbelastung schwerer Schuldgefühle aufgrund solcher Regeln, Geboten etc. beginnen. Es sollte das Alte mit Gott ins Reine gebracht worden sein und das Neue dann mit einem reinen Herzen begonnen werden, damit es die besten Voraussetzungen zum Gelingen hat. So sehe ich es jedenfalls.