Hiob hat geschrieben: ↑So 4. Feb 2024, 01:28
Das sind wieder mal Nebelkerzen. Der Mensch ist gezwungen, etwas zu glauben oder nicht zu glauben, wenn er keine absolute Wahrheit ermitteln kann. Ändert daran die Einleitung der Meditationes etwas?
Nur wenn "nicht glauben" wirklich streng verstanden wird als "sich des Glaubens enthalten". Und wie Descartes am Anfang der Meditationes erklärt, sollten wir das auch tun, wenn wir keine absolute Sicherheit erlangen.
Hiob hat geschrieben: ↑So 4. Feb 2024, 01:28
Da hat Descartes doch recht. Was hat das mit obigem zu tun?
Ja, er hat damit recht. Und damit ist Deine "Lösung" einfach zu glauben, falsch.
Hiob hat geschrieben: ↑So 4. Feb 2024, 01:28Dann mach halt auch was draus, wenn es schon atemberaubend ist <Ironie aus>. Im Ernst: Du steigst (wie dies in der modernen Philosophie üblich ist) genau da erst ein, wo es zu spät ist, sich die eigentliche Grundsatzfrage zu stellen.
Damit beschreibst Du Dein Problem, nicht meines.
Wenn der wahrgenommene Dackel die wahrgenommene Wurst frisst, frisst dann auch der ontische Dackel die ontische Wurst, oder zumindest sowas Ähnliches? Stehen die beiden etwa nicht in so einer Relation, egal ob sie tatsächlich Bits & Bytes in der Matrix oder Trugbilder des
genius malignus sind?
Wenn sie in
keiner Relation stehen oder die Relationen radikal anders sind, dann ist "das Ontische" einfach nur ein epistemisch abgekoppelter Raum. Würde man es als Maßstab für Wahrheit setzen, wären
alle unsere Sätze dann sinnbefreit wie: "Schmeckt die Farbe Grün süß?"
Wirkt "das Ontische" dann noch auf uns ein, sollten wir schon längst tot sein, denn wir navigieren durch unser Leben nun mal anhand der Wahrnehmung (und der Vernunft).
Oder "das Ontische" wirkt
nicht auf uns ein – aber welche Relevanz hat es dann? Es ist 100 % machtlos, kraftlos.
Bleibt als letzte Möglichkeit, dass das Ontische auf uns einwirkt, aber die Relationen im "Ontischen" sich in der Wahrnehmung widerspiegeln. Und zwar mit wenig Spielraum.
Zu vergleichen wäre das mit einer mathematischen Transformation, wie die die Fourier-Transformation, die ein Signal von der Zeit-Darstellung die Frequenz-Darstellung überträgt.
Und gemäß dieser letzten Option ist das Ontische eben
nicht epistemisch "unzugänglich", wir können eben etwas über die Relationen aussagen. Wir erfassen es zwar nicht direkt, aber indirekt spiegelt es sich in unserer Wahrnehmung wider. Selbst wenn wir Opfer des
genius malignus wären, oder in der Matrix lebten, wären doch die meisten Überzeugungen davon nicht betroffen.
Dieses Trilemma ignorierst Du bewusst.
Erneut: Was fällt Dir anderes ein als "Glaube", wenn Du etwas ontisch nicht festmachen kannst?
Wissen. Das Ziel muss Wissen sein. Ist das so schwer zu begreifen?
Einfach nur glauben ist willkürlich. Es ist reine Glücksache, durch ins Blaue hinein glauben, richtigzuliegen.
Natürlich kannst Du alles Mögliche methodisch (letztlich anthropozentrisch) festmachen,
Das machen wir nicht. Und außerdem ist das eine falsche Dichotomie.
aber das ist halt kategorial etwas anderes als etwas ontisch festzumachen,
"ontisch festmachen" ist ein schwammiger, manipulativer Begriff. Was soll das denn bedeuten? Das weißt Du selber nicht.
was für das Subjekt nicht geht. Deshalb muss man den Gap zwischen methodischer Ermittlung (oder auch auf emotionaler Ebene) und "was ist wirklich der Fall" durch Glaube überbrücken. Es geht nicht anders. Auch wenn man es nicht begreift, geht es nicht anders.
Gebe ich gerne zurück: nur weil Du die Lösung nicht verstehst, heißt es nicht, dass sie nicht existiert.
Die ganze Problematik ergibt sich daraus, dass Du übertrieben hohe Ansprüche an "Wissen" stellst. Da diese nicht erfüllt werden können, kommst Du dann mit "also müssen wir glauben" an

Radikal-Skeptizismus und Radikal-Relativismus (aka "Lizenz zur Dummheit").
Es ist zwar traurig, dass Du Philosophie zur Magd der Dummheit machen willst, aber es wird Dir nicht gelingen. Denn in dem Fall hört sie definitionsgemäß auf, Philosophie zu sein. Philosophie heißt immer noch
Liebe zur Weisheit.
Hiob hat geschrieben: ↑So 4. Feb 2024, 01:28Aber Du weißt nicht, ob es wahr ist, es sei denn, Du definierst es als wahr. Die Kausalität ist andersrum, als Du denkst, nämlich: "Weil mich meine Wahrnehmung wissen lässt, dass x, bezeichne ich x als Wahrheit".
Strohmann. Natürlich reicht Wahrnehmung nicht aus, und das hab ich auch nie behauptet. Der springende Punkt ist, dass ich eine Begründung habe, warum man nicht an den
genius malignus oder die Matrix zu glauben sollte:
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 3. Feb 2024, 17:04
Wie dem auch sei: Der genius malignus oder die Matrix sind allesamt komplexere Erklärungen für unsere Wahrnehmung als die physische Außenwelt. Warum können zwei Teekannen nicht an der gleichen Stelle positioniert sein? Der Dämon oder die Matrix muss sich die Koordinaten der Teekannen merken (x1, y1, z1) und (x2, y2, z2), und evtl. Kollisionen berechnen. Als Bits & Bytes oder als Gedanken ist es jedoch kein Problem, dass x1 = x2, y1 = y2, z1 = z2. Darum muss er sich also kümmern, ansonsten gibt's eigenartige Effekte. "Kollisionsfehler" im 3D-Grafik-Jargon. Ist es nicht bemerkenswert, dass er das in einer solchen Perfektion hinbekommt?
D.h. ich habe eine Rechtfertigung zu glauben, dass ich nicht Opfer eines Dämons bin oder in der Matrix lebe. Und wenn dies wahr ist, dann weiß ich es. Ich weiß nur nicht, dass ich es weiß – aber das ist wohl ein zu starker Anspruch.
Hiob hat geschrieben: ↑So 4. Feb 2024, 01:28Nun nehme ich praktischerweise genauso wie Du an, dass die von Dir zitierten Beispiele auch ontisch wahr sind - aber nur deshalb, weil ich GLAUBE, dass uns unser (anthropozentrisch!) Gehirn nicht täuscht. - Wären wir Ingenieurs-Kollegen oder beide Naturwissenschaftler, würden über solche Dinge nicht diskutieren, weil wir uns aus Gründen der Disziplin innerhalb unserer professionellen Systeme bewegen würden, also einig wären, wenn wir gleich professionell wären.
3 × Käse.
Erstens: Es ist kein bloßer Glaube, weil eine Begründung existiert. Bloßer Glaube, wenn man's ernst nimmt, ist dagegen nichts als die reine Willkür. Auf der Schiene kann man alles Glauben, was ja die Motiviation hinter diesen Spielchen ist.
Zweitens: Kein Wissenschaftler glaubt, dass "unser Gehirn uns nicht täuscht". Genau das Gegenteil ist der Fall: Die Wissenschaft bemüht sich gerade um eine Methode, die chronischen Defekte und Fehler der menschlichen Vernunft und Sinne zu korrigieren. Also ist sie auch nicht anthropozentrisch – vgl. Richard P. Feynman:
"Wissenschaft ist das, was wir tun, um uns nicht selbst zu belügen" (orig.
"Science is what we do to keep us from lying to ourselves").
Warum bringst Du ständig Deine ahnungslosen Verlautbarungen, wie Wissenschaft funktioniert oder funktionieren sollte? Du bist auf dem Gebiet (wie üblich) uninformiert und präsentierst ein Zerrbild, um Deinen Radikal-Skeptizismus und Radikal-Relativismus zu propagieren. Natürlich kann man sagen, dass die Wissenschaft eine optimistische Einstellung hat, die "Fehler des menschlichen Gehirns" irgendwie auszumerzen oder "herauszurechnen". Außerdem ist sie methodisch naturalistisch (wobei jedoch "naturalistisch" ein sehr vager Begriff ist, ergo gibt dieses Bekenntnis nur eine grobe Richtung vor und ist kein unflexibles Dogma). Aber das macht sie doch nicht "anthropozentrisch" ("kosmozentrisch" wäre eher korrekt). Außer "anthropozentrisch" bedeutet bei Dir in orwellscher Manier bloß, dass man Deinen Radikal-Skeptizismus ablehnt.
Drittens: Du brauchst keine Vorannahme in der Wissenschaft, dass sie irgendwie Die Wahrheit® abbildet. Man kann strikt instrumentalistisch vorgehen. Und damit funktioniert die Wissenschaft auch, wenn wir Opfer des
genius malignus wären.
Hiob hat geschrieben: ↑So 4. Feb 2024, 01:28
Es ist schwer, die Wahrheit zu ermitteln, wenn sich propagandistisch zwei Framings gegenüberstehen und Profis dahinterstecken. Insofern sind wir schon wieder beim Thema: Ich GLAUBE, dass in diesem Fall die westlichen Quellen näher an der Wahrheit sind - einfach nach Abwägen dessen, was man so hört. Beim nächsten Fall kann es anders sein.
Was ist denn Framing überhaupt, mmh? Du verwendest den Begriff falsch.
Studyflix hat geschrieben:Framing bedeutet, eine kommunikative Botschaft kontextuell einzurahmen.
Der Begriff stammt von englisch frame, was „Rahmen“ bedeutet. Ein Sachverhalt wird also in einen bestimmten Bedeutungskontext gesetzt. Je nach Rahmen erscheint der gleiche Sachverhalt mal positiv, mal negativ:
Ein „halbvolles Glas“ hört sich positiver an als ein „halbleeres Glas“. Dabei ändert sich am eigentlichen Sachverhalt nichts.
Unterschiedliche Frames können beim Zuhörer somit unterschiedliche emotionale Bewertungen und sogar unterschiedliche Handlungen hervorrufen. Framing wird als Methode deshalb besonders in der politischen Kommunikation, dem Marketing und im Journalismus eingesetzt.
Also:
Bucha leugnen ist kein Framing.
Beim Framing bleibt man noch irgendwie bei der Wahrheit, aber diese Ebene hat RT, Sputnik & Co schon lange verlassen.