Stell dir vor, die Mehrheit in der Bevölkerung würde die Ansteckungszahlen beobachten (aktuell geschieht das vermutlich sogar schon).
Sobald die Zahlen ansteigen, reagiert diese Mehrheit mit der Reduktion, also dem Verzicht, auf Kontakte. Zuerst nur wenig, aber dann immer mehr, je weiter die Zahlen steigen.
Das könnte ein selbstorganisiert dynamischer Prozess werden, der sich exakt an die Gegebenheiten anpasst - wie ein Fischschwarm, der sich in seiner Volumenveränderung exakt auf den Angriff eines Raubfisches anpasst.
(manche übertreiben es, manche machen zu wenig/gar nichts, viele machen es genau richtig)
Es ergäbe sich (im Vergleich zur jetzigen Situation) ein enormer Geschwindigkeitsvorteil, aber auch ein Exaktheitsvorteil.
Wenn es sich bei Grossveranstaltungen, Diskotheken, Clubs, Bars und privaten Feiern um die dominanten Ansteckungsbereiche handelt, könnten die Leute exakt dort mit Veränderungen ansetzen.
D.h. mit relativ wenig Informationen über die aktuellen Ansteckungszahlen und die Gefahrenherde könnte man mit Selbstorganisation eleganter über aufkommende Wellen hinwegkommen, als durch "Lockdowns im letzten Moment".
Aus der jetzigen Situation dorthin zukommen, ist natürlich sehr schwer, denn die Mehrheit wünscht sich die Impfung als "Weg zurück zum alten Leben".
Ich habe hier ein Video gesehen, indem zwischen den Zeilen die Lage herausgelesen werden kann.
Ab Zeitpunkt 1:56 kommt die Aussage "Boostern schützt laut RKI zu etwa 90% vor einer Erkrankung mit Symptomen und zu etwa 70-80% vor einer Infektion".
Ab Zeitpunkt 3:20 kommt die Aussage "das Beste wäre es die Kontakte komplett zu reduzieren und für eine gewisse Zeit der Omikron-Variante keine weitere Chance zu geben, sich auszubreiten".
In der Impf-Diskussion kommt meiner Meinung nach die Frage, ob wir bereit sind, in die beste Richtung zu gehen, gar nicht (bzw. viel zu wenig) vor.
Ich hätte die Sommermonate genutzt, um das Volk auf die Kontaktreduktion einzuschwören, stattdessen hat man der Impfung den "Sieg" zugeschrieben und die Ungeimpften als "böse Abtrünnige/Unsoziale" abgekanzelt.
Auf der anderen Seite ist das Interessante an der Kontaktreduktion, dass ihre Durchführung keinerlei Fiktion ist, denn wir machen es gerade - nur halt wieder mit politischer Entscheidung.
Die Zahlen rund um die Kontaktreduktion sind nicht gerade schlecht, eher das Gegenteil: sie sind beeindruckend.
Z.B. "Österreich" ist von 1300 auf unter 300 in nur drei Wochen gekommen (die vielen 3er sind ja fast schon ein religiöses Zeichen

Länder, die auf hohe Impfquoten setzen, haben aktuell hohe Inzidenzen (-> Portugal, Spanien) und greifen auch immer mehr zu Kontakteinschränkungen.
Bei der Kontaktreduktion steht die Wirkung (also der Erfolg) nicht infrage, und auch die Machbarkeit steht nicht infrage - wir führen es ja unter dem Vorzeichen "Lockdown" bereits wederholt durch und erwarten positive Effekte.
Bei den offenen Punkten ginge es eher um Fragen wie "würde es zu einer eleganten und wenig kritischen Glättung der Infektionswelle kommen?", "wären die wirtschaftlichen Auswirkungen geringer, als bei einem Lockdown?", "müssten wir weniger Schulden machen?".
Die Impf-Kampagne und die dortigen Übertreibungen stehen einer sinnvollen Strategieentwicklung rund um Kontaktreduktion im Wege.
Das ist sonderbar, denn es müsste überhaupt nicht zu dieser Situation kommen. Bei Kontaktreduktion ist niemand daran gehindert, für eine Risikoabsicherung auf Impfung zu setzen.
Im umgekehrten Fall gibt es wegen der Impf-Überhöhung kaum eine Toleranz, d.h. ein Ungeimpfter, der auf wenig Kontakte achtet, wird dennoch beschuldigt.
Es gibt in unserem Gesellschaftsentwurf sehr unflexible und damit Virus-anfällige Bereiche.
Die Bereiche Tourismus, Freizeit und Urlaub gehören sicherlich dazu, aber auch das Bildungssystem ist ungünstig aufgestellt.
Ich denke, dass die Impf-Diskussion auch dahingehend keine Impf-Diskussion ist, weil man insgeheim nichts an diesen Bereichen verändern möchte.
Die aktuelle Impf-Diskussion ist in gewisser Weise "veränderungsfeindlich", entspricht also überhaupt nicht dem Gedanken einer evolutionären Nischenfüllung - eigentlich vollständig erstaunlich bei der Anzahl und Rolle von beteiligten Wissenschaftlern.