Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite II

Politik und Weltgeschehen
Claymore
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite II

Beitrag von Claymore »

Hiob hat geschrieben: Fr 19. Apr 2024, 20:09Sehe ich genauso - weil ich GLAUBE, dass ontische Realität und menschliche Wahrnehmung (incl. Wissenschaft) miteinander verbunden sind.
Warum glaubst Du es denn? Glaubst du, dass die Anzahl der Kohlenstoffatome im Koh-i-Noor (der größten Diamanten der Welt) ohne Rest durch 31 teilbar ist? Warum? Warum nicht?
Hiob hat geschrieben: Fr 19. Apr 2024, 20:09 Klar - ein Auto auf drei Rädern ist besser als keins.
Wahrheitsgetreue Berichte sind das Fundament der ganzen journalistischen Tätigkeit. Wenn das verschwindet, können wir einpacken. Dann unterscheidet uns nichts mehr von Russland. Es gibt leider viele Hinweise, dass die Termiten bereits fleißig nagen ...

Dass Reportagen, Interviews, Essays, Meinungen, etc. jetzt objektiv, differenziert und ausgeglichen sind, halte ich eher für ein Luxusproblem.

Denn zumeist sind sie manipulativ und Techniken wie Motte-and-Bailey-Argumente und Bulverismus ("du liegst falsch, aber ich gehe nicht sachlich darauf ein, sondern psychologisiere gleich, warum du diesen Fehlern anhängst") gehören schon zum Standardrepertoire des modernen Journalisten. Diese treiben nur die Verdummung und Polarisierung weiter voran.
Hiob hat geschrieben: Fr 19. Apr 2024, 20:09Mich ärgert die Verantwortungslosigkeit bzw. ideologische Besessenheit innerhalb des Journalismus. Man hält sich (bei gesellschaftlichen Themen) nicht mehr an die Maxime, von Hanns-Joachim Friedrichs, wonach ein Journalist sich nicht mit einer Sache gemein machen und nicht ostentativ in Empörung versinken dürfe - von ideologischen Einbindungen ganz zu schweigen.
Der auf einem Falschzitat basierender Spruch, den die Freunde alternativer Medien seit Jahren unisono wiederholen?

Medien haben unterschiedliche politische Ausrichtungen, und das nicht erst seit gestern. Also bitte. Bei den Öffentlich-Rechtlichen lege ich natürlich andere Maßstäbe an, da man diese nicht einfach abbestellen kann – aber bei privaten Medien nicht.

Journalisten dürfen ruhig ihre persönlichen Ansichten kommunizieren. Allerdings sollte es (a) eine scharfe Trennung zwischen den Meldungen und Meinungen geben und (b) muss der Journalist der Wahrheit verpflichtet bleiben und auf manipulative Techniken verzichten.

Beispiel: eine Journalistin darf gerne ein hochemotionales Jammer-Essay über den Gehaltsunterschied zwischen den Geschlechtern schreiben. Aber Formulierungen, die nahelegen, dass der 18 % für die gleiche Arbeit beträgt, sind halt manipulativ und haben im seriösen Journalismus nichts zu suchen.

Man könnte natürlich sagen, dass heutzutage alles jenseits des gewöhnlichen Berichtes fast überflüssig geworden ist. Denn es braucht Selbstkritik, radikale Ehrlichkeit, bon sens damit subjektive journalistische Formate nicht manipulativ werden. Der ist aber nicht mehr gegeben. Dazu hin ist Journalismus wirtschaftlich in der Dauerkrise und dass sich das qualitativ auswirkt, sollte einen nicht wundern.

Und die Empörungskultur ist sicher nicht auf den Journalismus beschränkt, das ist bestenfalls eine Facette. Augenblicklich läuft ja der Prozess wegen "Alles für unsere Heimat, alles für Sachsen-Anhalt, alles für Deutschland" von Höcke. Hier ist es die massiv mangelnde Präzision im Strafrecht (die man eher von Erdoğan – Beleidigung des Türkentums – kennt) kombiniert mit "übereifrigen" Staatsanwälten. Und ein Mensch, der die Grenzen austestet. Diese Grenzen sollten aber in einem Rechtsstaat schon vorher klar sein.

In der Uni oder der Schule saugt man übermäßig vereinfachenden Ideologien (meist aus den USA importiert, wo sie vielleicht noch etwas mehr Sinn ergeben) auf, die die Welt erklären, schwarz-weiß (Aufteilung in privilegierte und unterdrückte Bevölkerungsgruppen ähm ... Schwarze / Weiße :lol: ), mit eingebauter Kritikimmunisierung. Es gab sogar eine Studie, nach der das moralische Feingefühl von Journalisten in den letzten Jahren nachgelassen hat.

Das Problem ist auch: Die Menschen wollen bis zu einem gewissen Grad manipuliert werden. Ich kenne viele Beispiele wo sich das Publikum empörte, weil ein Artikel nicht ausreichend die politische Ideologie bediente - Fakten irrelevant.

Die menschliche Vernunft hat tragischerweise eine doppelte Funktion, Wahrheitssuche und Förderung des Stammes-/Gruppenzusammenhalts - daher kommt so etwas wie confirmation bias: Es ist im Zweifel besser was falsches zu glauben als es sich mit dem Stamm zu verscherzen. Es ist daher undankbar, streng der Wahrheit verpflichtet, für die Allgemeinheit zu schreiben. Die größte Anerkennung bekommt der, der am besten die Vorstellungen einer Gruppe bedient.

Und nun, wie kommt man da wieder heraus?

Sicherlich nicht durch die alternativen Medien. Die leiden unter allen Defekten der klassischen Medien und dann kommt das dreiste Verbreiten von Falschinformationen noch dazu, d.h. sie sind im Kern korrupt. Ok, die "seriöseren" alternativen Medien stellen eindeutig widerlegten Unsinn zwar nicht als Fakt dar, aber immer noch als "ernst zu nehmende Perspektive". So wie die NachDenkSeiten, die spätestens um 2015 nach dem Weggang von Wolfgang Lieb zu einem hoch manipulativen Medium (Lieb drückt sich hier noch sehr diplomatisch aus) mutierten.

Das scheint übrigens eine Einbahnstraße zu sein. Den Rückwärtsprozess zu mehr Wahrheit, mehr Seriosität hab’ ich noch nie beobachten können. Vielleicht muss es erst wieder richtig schlimm werden.

Und auch wenn Mainstream-Manipulationen und Political Correctness ein großes Problem darstellen, könnte man doch einfach mal bei den Tatsachen bleiben und nicht alle realen Beispiele noch verzerren, sodass sie dann wirklich komplett Gaga sind? Selbst jede dümmliche Empör-Meldung, die die Runde macht, wie z.B. "Bonusloch" o. Ä. muss man heute aufwendig recherchieren, um (hoffentlich!) die Wahrheit herauszufinden – die dann meist dramatisch weniger bekloppt ausfällt.
Hiob hat geschrieben: Fr 19. Apr 2024, 20:09 Das war bei My Lai ähnlich, bis es nicht mehr ging. Wenn es einen demokratischen Regimewechsel in Moskau irgendwann gäbe, würde man Bucha anerkennen.
Alberner Vergleich. Die Belege damals waren relativ fragwürdig. Bei Bucha hast du Videoaufnahmen, Drohnenaufnahmen, etc. Die Beweislast ist erdrückend.

Berichtet wurde über My Lai 14 Monate später und Hersh bekam den Pulitzer-Preis. Du und ich wissen, dass Bucha so lange geleugnet werden wird, wie Putin an der Macht ist. Und wer es trotzdem versucht, wird wahrscheinlich das Schicksal von Nawalny teilen.

Aus dem Grunde mag ich die Vergleiche westliche vs. russische Medien nicht so gerne. Die Termiten nagen zwar schon am Fundament, aber bis jetzt ist es noch so, dass einigermaßen die Wahrheit transportiert wird, werden bei russischen Medien knallhart gelogen wird.

Ein weniger dramatischer Vergleich wäre Schweden. Schwedische Medien, so sie über lokale Angelegenheiten berichten, sind merklich schlimmer als deutsche Medien. Dieses Land ist viel mehr "Konsensus-orientiert" als Deutschland, die Bevölkerung ist sehr naiv 🐑 und Staats-gläubig, und der Meinungskorridor war (bis in die jüngste Vergangenheit) viel enger. Das heißt: mehr Manipulation durch hartnäckiges Verschweigen und Auslassen von wichtigen Informationen, die nicht ins Bild der heilen Welt passen. Und mehr gesellschaftlicher Druck, keine verbotenen Meinungen von sich zu geben.

Durch die öffentliche Einsehbarkeit persönlicher Informationen (Adresse, Beruf, de facto sogar Einkommen und Lebenslauf) bestehen viel mehr Möglichkeiten, diesen Druck auszuüben. Das hat etwas sehr Dystopisches und wie dieses Paradies für Mobber und Stalker zu dem 100 % Demokratie-Rating bei Freedom House kommt, ist mir schleierhaft. Mittlerweile ist das Land von Gang-Kriminalität durchzogen, aber das wurde geleugnet und bemäntelt bis zum Gehtnichtmehr.

Hierzulande wird das Herkunftsland eines Tatverdächtigen (ohne besonderen Grund) nicht in den Medien genannt. Derartige Regeln schüren natürlich das Verlangen nach mehr. Und so werden in Schweden Straftaten von Flüchtlingen generell nicht gemeldet.

Man könnte sagen, dass ein paar Grapscher bei einem Musikfestival jetzt nichts Weltbewegendes sind. Es sind ja keine Kriegsverbrechen - aber: Die systematische Vertuschung damals und Aufdeckung von "Code 291" ähnelt der Einstellung zur Wahrheit wie in Russland. Nur, dass es selbstverständlich viel zivilisierter und weniger gewalttätig umgesetzt wird.
Zu den deutschen Medien: Deren Problem ist, dass ihnen das einst hohe Wort "Autoren-Intention" (also was meint bspw. der Interviewte) nicht wichtig ist, weil sie Gesagtes vornehmlich als Instrument verstehen, es durch das eigene ideologische Prisma zu interpretieren.

"Seit wann bist Du pädophil?"
"Ich bin nicht pädophil"
"Ich kann es nachweisen: Am 13.2.2017 hast Du gesagt 'Ich liebe Kinder' "
"Das habe ich doch ganz anders gemeint"
"Du ruderst also zurück?"
Das Niveau und die Seriosität deiner Beiträge leiden extrem unter Deinen fingierten Beispielen. Hier wären unbedingt reale Beispiele angebracht.

Weiter oben gab es einen ähnlichen Beitrag von Dir, wo du die gleiche Problematik an sieben Beispielen wiederholst.

Satirische Überspitzungen helfen uns nicht weiter bei einem solchen Thema.
Claymore
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite II

Beitrag von Claymore »

Hiob hat geschrieben: Di 19. Mär 2024, 19:38 Das war journalistisch. Ich hänge es gar nicht so hoch - das rutscht einfach raus, weil man halt einen draufsetzen möchte. Das meine ich mit semantischem Durchreichen. - Einige Beispiele:

1. Erwachsener Mann wirbt ungeschickt und lästig um eine erwachsene Frau - es gibt keine Berührung. Der Mann wird 15 Jahre später beruflich sanktioniert und die Frau als Opfer sexueller Gewalt anerkannt. Und die Medien applaudieren (weit mehrheitlich). = Durchreichen des Begriffs "Missbrauch".
Wie schon angesprochen: Das Problem ist hier (wie bei den anderen Beispielen) die satirische Überspitzung. Nicht, dass es nicht sehr viele Fälle gibt, die da ziemlich nahe herankommen. Aber ob es auch Fälle gibt, die wirklich genauso sind?

Es sind doch nach meiner Erfahrung immer Details vorhanden, die die Sache problematischer machen als in dem fingierten Beispiel.

Wie dem auch sei, IMHO überschätzt du die Macht der Sprache auch wieder. Menschen sind kreativer, als Du denkst, und künstlich forcierte Wortverschiebungen werden schnell wieder ausgeglichen.

Wird z.B. konsequent harmloses Verhalten als "Missbrauch" bezeichnet, schwindet halt mit der Zeit die Empörung gegenüber "Missbrauch".

D.h. irgendwie müssen die Medien also auf die ursprüngliche Bedeutung von "Missbrauch" immer wieder zurückkommen, immer wieder darauf rekurrieren, sie immer wieder auffrischen. Und nach feministischer Theorie gibt es nun eine "Vergewaltigungskultur", auch im Deutschland des 21. Jh., die geistert da in den Köpfen herum, wenn auch nur unausgesprochen.

Man glaubt, es gebe eine direkte Kausalverbindung zwischen Hinterherpfeifen und Vergewaltigung.

Beim Feminismus gibt es generell null Belege für die Theorien - das ganze Buch "Against our Will" von Susan Brownmiller war 100 % evidenzbefreit.

In der Vergangenheit wurden feministische Theorien nie so wirklich ernst genommen. Es war irgendeine alberne Frauenbeschäftigung, wo man lieber nichts Negatives dazu sagt, weil sich das nicht gehört. Der privilegierte Mann hatte die Schröder-Einstellung dazu ("Frauen und Gedöhns"), und der Rest hatte andere Probleme.

Jahrzehnte an Wachstum ohne irgendwelche Kritik, das holt uns jetzt langsam ein. Wir operieren mit Theorien, die de facto von der Realität abgekoppelt sind. Es sind eher Luxus-Überzeugungen, Statussymbole, für die es bemerkenswerte intellektuelle Fähigkeiten braucht, um sie gegen die Masse der Evidenz verteidigen zu können.

Bei Deinen anderen Beispielen steckt auch weit mehr drin als bloße Sprachspielchen. Dahinter verbergen sich echte Theorien, von denen unsere intellektuelle Elite (mittlerweile) absolut überzeugt ist, und die im Westen in den Medien, der Politik, etc. in weiten Teilen stillschweigend vorausgesetzt werden. Der Journalist ist nicht in der Lage, da groß out-of-the-box zu denken, der führt nur noch aus. Grundsätzliche Kritik an solchen westlichen "Großtheorien" müsste schon früher geschehen, im akademischen Bereich.
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite II

Beitrag von Hiob »

Claymore hat geschrieben: So 21. Apr 2024, 19:47 Der Mensch kann das schon unterscheiden, zumindest so lange er noch über ein wenig funktionierende Rest-Vernunft verfügt. Denn bloße Vorstellungen reichen nicht an die Regularität und Komplexität der realen Welt heran.
Woher willst Du das wissen? Wenn die Welt aus dem Geist kommt (zumindest nach abrahamitischen Glauben), kann der Geist die geistige Vorstellung des Menschen ausstatten wie er will.
Claymore hat geschrieben: So 21. Apr 2024, 21:02 Wahrheitsgetreue Berichte sind das Fundament der ganzen journalistischen Tätigkeit. Wenn das verschwindet, können wir einpacken. Dann unterscheidet uns nichts mehr von Russland.
Das ist komplizierter: Journalisten bei uns wollen in der Regel zwar nicht gegen die Wahrheit schreiben, aber das, was sie schreiben, ist erfahrungsgemäß eher eigene Narrativ-Erfüllung als Wahrheit. Man hält sozusagen seine eigene geistige Konstitution für Wahrheit. Möglicherweise ist dies in Russland gar nicht so anders.
Claymore hat geschrieben: So 21. Apr 2024, 21:02 ournalisten dürfen ruhig ihre persönlichen Ansichten kommunizieren. Allerdings sollte es (a) eine scharfe Trennung zwischen den Meldungen und Meinungen geben und (b) muss der Journalist der Wahrheit verpflichtet bleiben und auf manipulative Techniken verzichten.
So sollte es sein, aber es ist nicht so. Manchmal frage ich mich, ob Journalisten sich selbst gegenüber dadurch als sauber dastehen, dass sie sich narrativ-/framing-bewusstlos einlullen. Ich unterstelle keine Absicht - es ist eher der Ich-Befindlichkeits-Manie geschuldet.
Claymore hat geschrieben: So 21. Apr 2024, 21:02 Der auf einem Falschzitat basierender Spruch, den die Freunde alternativer Medien seit Jahren unisono wiederholen?
Er hat diesen Satz zweimal sinngleich, aber leicht variiert gesagt - das letzte Mal in seinem letzten Spiegel-Interview. Aber das ist egal - wichtig ist der Gehalt dieser Aussage selbst.
Claymore hat geschrieben: So 21. Apr 2024, 21:02 Medien haben unterschiedliche politische Ausrichtungen, und das nicht erst seit gestern.
Gemeinsame Basis sollte intellektuelle Redlichkeit sein. Dieser wurde/wird man nicht gerecht bei Woelki, dem Missbrauchsskandal, bei der AfD, beim Thema Homosexualität, etc, etc., weil diese Themen ideologisch vermint sind. Der entscheidende Punkt (und da sind wir wieder bei Hanns-Joachim Friedrichs): Journalismus sollte ÜBER Ideologien stehen, was bei gesellschaftlichen Fragen in der Regel nicht der Fall ist.
Claymore hat geschrieben: So 21. Apr 2024, 21:02 Beispiel: eine Journalistin darf gerne ein hochemotionales Jammer-Essay über den Gehaltsunterschied zwischen den Geschlechtern schreiben. Aber Formulierungen, die nahelegen, dass der 18 % für die gleiche Arbeit beträgt, sind halt manipulativ und haben im seriösen Journalismus nichts zu suchen.
Gutes Beispiel.
Claymore hat geschrieben: So 21. Apr 2024, 21:02 Diese Grenzen sollten aber in einem Rechtsstaat schon vorher klar sein.
Ist nicht immer möglich. Ich bin selbst Schmalspur-Historiker (Level Bachelor) und wusste NICHT, dass ein Allerweltssatz wie "Alles für Deutschland" auf dem Index steht. Dazu ist der Satz einfach zu banal.
Claymore hat geschrieben: So 21. Apr 2024, 21:02 Es gab sogar eine Studie, nach der das moralische Feingefühl von Journalisten in den letzten Jahren nachgelassen hat.
Meine ich auch, aber es könnte auch Studien geben, die das Gegenteil "nachweisen". Man muss dazu woke Gesinnung nur als "moralisch" bezeichnen.
Claymore hat geschrieben: So 21. Apr 2024, 21:02 Und auch wenn Mainstream-Manipulationen und Political Correctness ein großes Problem darstellen, könnte man doch einfach mal bei den Tatsachen bleiben und nicht alle realen Beispiele noch verzerren, sodass sie dann wirklich komplett Gaga sind?
Das wäre eigentlich die Aufgabe von gutem Journalismus. In der Praxis sind Ich-Befindlichkeit und Gesinnungs- alias Haltungs-Journalismus derart dominant, dass es "Kritik" im Sinne Kants kaum noch gibt. Letztlich haben wir eine Bildungskrise der sogenannten Elite.
Claymore hat geschrieben: So 21. Apr 2024, 21:02 Berichtet wurde über My Lai 14 Monate später und Hersh bekam den Pulitzer-Preis. Du und ich wissen, dass Bucha so lange geleugnet werden wird, wie Putin an der Macht ist.
Oder sogar länger. Ja, in den USA hat man da öffentlicherseits mehr Möglichkeiten. Aber die Gesinnung, etwas abzustreiten, war bei beiden Regierungen gleich.
Claymore hat geschrieben: So 21. Apr 2024, 21:02 Schwedische Medien, so sie über lokale Angelegenheiten berichten, sind merklich schlimmer als deutsche Medien. Dieses Land ist viel mehr "Konsensus-orientiert" als Deutschland, die Bevölkerung ist sehr naiv
Interessant. Vielleicht ist es ja eine pan-europäische Seuche.
Claymore hat geschrieben: So 21. Apr 2024, 21:02 Das Niveau und die Seriosität deiner Beiträge leiden extrem unter Deinen fingierten Beispielen. Hier wären unbedingt reale Beispiele angebracht.
Fingierte Beispiele dienen dem Verständnis dessen, worum es eigentlich geht. Ein reales Beispiel habe ich letzte Woche im TV gehört: Das Postulat des Wesensunterschieds von Mann und Frau sei "völkisch und deshalb rechts-extrem".
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite II

Beitrag von Hiob »

Claymore hat geschrieben: Mo 22. Apr 2024, 00:17 künstlich forcierte Wortverschiebungen werden schnell wieder ausgeglichen.

Wird z.B. konsequent harmloses Verhalten als "Missbrauch" bezeichnet, schwindet halt mit der Zeit die Empörung gegenüber "Missbrauch".
Genau so. Aber das ist Verschleudern von Sprache. Begriffe wie "Hass", "Angst", "Missbrauch", "Antisemitismus", etc. wurden semantisch bis ins Banale durchgereicht, um Breite zu schaffen. Dies führt aber dazu, dass die (meisten) Menschen nicht mehr hinhören ("Hat heute eh nichts mehr zu bedeuten").
Claymore hat geschrieben: Mo 22. Apr 2024, 00:17 Wir operieren mit Theorien, die de facto von der Realität abgekoppelt sind. Es sind eher Luxus-Überzeugungen, Statussymbole, für die es bemerkenswerte intellektuelle Fähigkeiten braucht, um sie gegen die Masse der Evidenz verteidigen zu können.
Ja - wir scheinen Felder gefunden zu haben, auf denen wir uns einig sind.
Claymore hat geschrieben: Mo 22. Apr 2024, 00:17 Grundsätzliche Kritik an solchen westlichen "Großtheorien" müsste schon früher geschehen, im akademischen Bereich.
Das geht aber nicht, wenn Philosophie trivialisiert wird. Es ist heute schwer, geistige Elite im akademischen Bereich zu finden.
Hiob
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite II

Beitrag von Hiob »

Claymore hat geschrieben: So 21. Apr 2024, 19:47 Und was ist mit nicht-beobachtbarem, wie dass es unendlich viele Primzahlen gibt?
Diese erkenntnis basiert auf den Axiomen der Mathematik (alias "Modell").
Claymore hat geschrieben: So 21. Apr 2024, 19:47 Braucht man ein Modell, um zu wissen, dass Olaf Scholz deutscher Bundeskanzler ist?
Viele Modelle sind unbewusst - hier: Man muss definieren, was "deutsch" und was "Bundeskanzler" ist. Nachdem dies einvernehmlich klar ist, ist man sich nicht bewusst, dass es ein Modell ist. Unter "Modell" verstehe ich auch, dass und wie benutzte Begriffe definiert sind.
Claymore hat geschrieben: So 21. Apr 2024, 19:47 Du postulierst nur, dass sie eine reale Möglichkeit darstellen.
Alles Nicht-Materialistische (meistens) alias Nicht-Falsifizierbare ist "Postulat", weil es nicht nachgewiesen werden kann. Deshalb kann auf diesem Feld auch so viel Unfug verzapft werden. Andererseits ist die Beschränkung auf Falisifizierbares unter philosophischen oder gar theologischen Gesichtspunkten nicht satisfaktionsfähig.
Claymore hat geschrieben: So 21. Apr 2024, 19:47 Es hängt von der Definition des Wortes "extremistisch" ab.
Genau so. Der eine definiert in seinem Modell "so", der andere "anders". Und schon sind 33% und 1% jeweils "wissenschaftlich nachgewiesen". Dies ist ein Problem der Gesellschaftswissenschaften - bei den Naturwissenschaften gibt es solche Definitionsspielräume nicht.
Claymore hat geschrieben: So 21. Apr 2024, 19:47 Aber das ist eine Sache der Rhetorik, kein Problem der Wissenschaft im Idealzustand.
Da es eine modell-relevante Definition ist, gehört das schon zur Wissenschaft. Trotzdem ist es nicht das Problem der Wissenschaft. Denn wenn sie irgendetwas irgendwie nach Belieben definiert, ist dies innerbetrieblich erlaubt. Hier wären wieder die Wissenschafts-Darsteller/Journalisten gefragt, kritisch aufzudecken. Aber genau das tun sie in der Regel nicht, sondern weiden sich vielmehr an ihrer Aufgeklärtheit, weil sie sich an "wissenschaftlichen Nachweisen" hielten. Im Grunde haben wir eine Bildungskrise.
Claymore hat geschrieben: So 21. Apr 2024, 19:47 In der modernen Physik sind viele Aussagen nur noch Wahrscheinlichkeitsaussagen
Nicht nur das. Es gibt Naturwissenschaftler, die meinen, dass sich Naturwissenschaft in der Teilchenphysik an die Hermeneutik der Geisteswissenschaften anpasst. Aber das ist eine Liga, die wir hier gar nicht brauchen. Mir wäre schon geholfen, wenn der Durchschnitts-Journalist weiß, was Wissenschaft ist und was sie NICHT ist.
Claymore hat geschrieben: So 21. Apr 2024, 19:47 Aber der Wissenschaftler ist bei Dir irgendwie magisch unfehlbar, wenn er sich in seiner Methode bewegt
Wenn er keine Fehler macht, ist das so. Aber damit ist nicht gesagt, dass sein Ergebnis ontisch relevant ist.
Claymore hat geschrieben: So 21. Apr 2024, 19:47 Traditionell wurde die Kausalverbindung Gott-Welt auch nicht zeitlich gedacht, sondern hierarchisch.
Das auch. Aber viel wichtiger ist die Überzeitlichkeit Gottes. Will heißen: Das, was Claymore am 13.4.2025 um 13:00 tut, ist Gott bekannt. Dies ist NICHT deterministisch, weil Claymore selbst entscheidet, was er tut. Aber Gott weiß überzeitlich "in den Vor-Tagen" (2.Kön 19,25), was aus zeitlicher Sicht Futur ist.
Claymore hat geschrieben: So 21. Apr 2024, 19:47 Wenn du "Skeptizismus" umdefinieren willst – meinen Segen hast Du. Aber bitte beschwer Dich dann nicht mehr über Neusprech.
In der Wissenschaft sagt man dann üblicherweise "sensu". Hermeneutik sensu Schlegel/sensu Ast/sensu Gadamer. Da muss man nicht orwellisch werden.
Claymore hat geschrieben: So 21. Apr 2024, 19:47 bleibt das Problem, dass der "Glaube" an die äußere Welt in Deiner "Philosophie" eine rein willkürliche Sache ist.
WAS man glaubt, kann willkürlich sein. Aber DASS man glauben muss, wo kein systemisches Wissen hinreicht, ist keine banale Sache.
Claymore hat geschrieben: So 21. Apr 2024, 19:47 Sondern die Behauptung war immer falsch, nur erkannte man das nicht.
Genau so. In meiner Übersetzung: Ein Modell muss ontisch relevant sein, damit seine Ergebnisse wahr sein können.
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite II

Beitrag von Johncom »

Hiob hat geschrieben: Mo 22. Apr 2024, 02:42
Claymore hat geschrieben: Mo 22. Apr 2024, 00:17 künstlich forcierte Wortverschiebungen werden schnell wieder ausgeglichen.

Wird z.B. konsequent harmloses Verhalten als "Missbrauch" bezeichnet, schwindet halt mit der Zeit die Empörung gegenüber "Missbrauch".
Genau so. Aber das ist Verschleudern von Sprache. Begriffe wie "Hass", "Angst", "Missbrauch", "Antisemitismus", etc. wurden semantisch bis ins Banale durchgereicht, um Breite zu schaffen. Dies führt aber dazu, dass die (meisten) Menschen nicht mehr hinhören ("Hat heute eh nichts mehr zu bedeuten").

Ich würde sagen, die Masse der Menschen hört nicht mehr hin, weil sie diese Begriffe in das Unterbewusstsein aufgenommen hat.
Die Medien arbeiten sehr gezielt, wissen genau, dass sie eigentlich lächerliche Begriffs-Wiederholungen aussenden. Aber sie wollen die erreichen, die ohne kritische Distanz 10 mal am Tag das Gleiche im Radio hören und dann noch 5 mal abends im Fernsehen.

"Hat heute eh nichts mehr zu bedeuten" heißt, wir haben es geschluckt.
Kleines Beispiel: Wer heute der berechtigten Meinung ist, Frauen sollten lieber das Haus hüten, sich als Mütter um die Kinder kümmern anstatt Karriere zu machen, der wird sich sehr in acht nehmen, das laut zu sagen.
Weil die Masse nach Jahrzehnten der Dauer-Predigt durch die Medien erfolgreich erzogen wurde.
Man gibt dann einfach nach, jeder ist für Gleichberechtigung, und das Wort klingt ja gut.
Hiob hat geschrieben: Mo 22. Apr 2024, 02:42
Claymore hat geschrieben: Mo 22. Apr 2024, 00:17 Grundsätzliche Kritik an solchen westlichen "Großtheorien" müsste schon früher geschehen, im akademischen Bereich.
Das geht aber nicht, wenn Philosophie trivialisiert wird. Es ist heute schwer, geistige Elite im akademischen Bereich zu finden.
Auch im akademischen Bereich: Follow the money. Akademische Querdenker können ganz schnell erledigt sein. Genauso wie Journalisten, die "gegen den Strom" schreiben.
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite II

Beitrag von oTp »

Tja, wer versucht wohl, mitunter mit entweder bewußt dreister oder realitätsfremder Schlauheit oder Gerissenheit, des Menschen Verstand zu manipulieren ?
Die psychologischen Tricks dazu braucht man nur geschickt und lange genug, also effektiv, anzuwenden. Weil ein Teil der Menschen leider manipulierbar und lenkbar ist.

Darin halte ich Putin für äußert durchtrieben und massiv aktiv.

Dagegen hilft nur Wahrheitsliebe und ein "intakter" Realitätssinn. Natürlich muß man auch ausreichend Zusammenhänge verstehen.
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite II

Beitrag von Johncom »

oTp hat geschrieben: Mi 24. Apr 2024, 08:46 Tja, wer versucht wohl, mitunter mit entweder bewußt dreister oder realitätsfremder Schlauheit oder Gerissenheit, des Menschen Verstand zu manipulieren ?
Die psychologischen Tricks dazu braucht man nur geschickt und lange genug, also effektiv, anzuwenden. Weil ein Teil der Menschen leider manipulierbar und lenkbar ist.
Die Medien sehen es sogar als Verantwortung, die Massen zu lenken. Überall und besonders jetzt.


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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite II

Beitrag von oTp »

Klar, alles viel schlimmer als bei Putin :lol: :clap:

So wie du das alles darstellst, bist du sehr aktiver, negativer Nestbeschmutzer.
Du darfst nicht alles glauben, was du denkst
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite II

Beitrag von Johncom »

oTp hat geschrieben: Mi 24. Apr 2024, 21:58 Klar, alles viel schlimmer als bei Putin :lol: :clap:

So wie du das alles darstellst, bist du sehr aktiver, negativer Nestbeschmutzer.
1) Wo war hier von "Putin" die Rede?
2) Dein Nest, was ist das genau? Ist es da sauber?
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