Johncom hat geschrieben: ↑So 6. Nov 2022, 19:55
kein schwurbeln, einfach Fakten
So 100%ig verstanden hat der Mann die
Ausführung allerdings auch nicht.
Das beginnt schon damit, dass er die ersten Minuten über russische Exporte redet, sich aber auf das Diagramm bezieht (und es entsprechend falsch beschriftet), das die Summe aus Importen und Exporten anzeigt. Hätte ihm vielleicht anhand der Doppelpfeile auffallen können.
Dass die Diagramme nicht Warenmengen darstellen ist ihm ohnehin nicht so richtig klar.
"Das versteh ich jetzt nicht genau."
Ja, Alex, das merkt man.
"Also Belgien importiert jetzt 81% mehr Waren als vor dem Krieg."
Nein, Alex, Belgien gibt 81% mehr Geld für russische Waren aus. Bzw. eigentlich 130%, da das von ihm gezeigte Diagramm auch belgische Exporte nach Russland mitabbildet. Diese Zunahme des Exportvolumens nach Belgien bedeutet jedoch nicht, dass Belgien 130%
mehr Waren kauft, sondern der Anstieg liegt vielmehr daran, dass das was gekauft wird zu höheren Preisen gekauft wird.
Eigentlich hätte es Alex hier für seine eindimensionale Betrachtung sogar in die Karten gespielt, die Exportdiagramme zu zeigen, da die Werte hier höher sind. Warum die Betrachtung eindimensional ist? Weil er sich rein auf den Aspekt Handelsbilanz bezieht und daraus für die Sanktionen insgesamt die Bewertung "wirken nicht" abgibt. Es geht aber um mehr als nur um Handelsbilanzen.
Zwar zeigt der gute Alex die Importstatstiken, aber geht gar nicht darauf ein, was diese Importreduktionen abseits des finanziellen Aspekts für Russland bedeuten. Hier muss man wirklich von einer Reduktion der Warenmengen reden, denn -51% für Importe aus Deutschland bedeutet natürlich nicht, dass Deutschland plötzlich trotz Inflation zum halben Preis an Russland verkauft. Klar, wenn Russland weniger für Importe ausgibt, bleibt ihnen mehr Geld, aber es gibt Dinge, die kann ich mir aus einem Bündel Geldscheine nicht basteln, egal, wie viel Kleister ich verwende.
Ein paar Schwurbelpunkte sammelt er also schon.
Dazu soltle man im Hinterkopf behalten, dass für die Vergleichswerte für jedes Land der pro-Monat-Schnitt über den Zeitraum 2017-21 berechnet wird. Das sorgt natürlich dafür, dass Ausreißer den Schnitt weniger beinflussen, aber als Ergänzung kann es durchaus interessant sein, die aktuellen Werte mit den 12 Monaten unmittelbar vor Kriegsausbruch zu vergleichen (vgl.
How trade with Russia has changed since it invaded Ukraine), denn wenn man sich z.B.
Imports from Russia (also russische Exporte) ansieht, fällt schnell auf, dass der Schnitt für die 12 Monate vor Kriegsbeginn in den meisten angezeigten Ländern, die nun ein Plus im Importvolumen verzeichnen teils deutlich über dem Schnitt der letzten fünf Jahre liegt. Bei der Türkei sieht man das z.B. sehr stark. Das heißt der Zuwachs fällt im Vergleich zum Vorjahr oft weniger stark aus, als in den Diagrammen angegeben. Im Fall von Saudi Arabien und möglicherweise bei Norwegen dürfte es sogar zu einem Rückgang im Vergleich zu 2021 werden, allerdings fällt bei beiden das Volumen vergleichsweise eher gering aus.
Das nur als Ergänzung.
Ebenfalls unerwähnt bleibt die Prognose der NY Times, denn während Alexander Russland in seiner Videobeschreibung Russland quasi als Gewinner ausruft, schätzt die NYT die finanzielle Performance Russlands in dieser Frage für die Zukunft als etwas fragiler ein. Auch hier gibt's noch ein Schwurbelpünktchen als Bonus.
Also für das Prädikat "kein schwurbeln, einfach Fakten" ist diese Quellenaufbereitung doch etwas arg schlampig.