Ziska hat geschrieben: ↑Di 4. Jun 2019, 15:55Dürfen wir noch Fragen stellen? Oder ist jetzt von chrischi88 das Schlußwort gesprochen?
Na, das will ich doch nicht hoffen, dass mit dem, was ich gesagt habe, dass Schlusswort gesprochen ist!

Als wären meine Gedankengänge der Weisheit letzter Schluss!

Das weise ich an dieser Stelle ausdrücklich weit von mir!
Ziska hat geschrieben: ↑Di 4. Jun 2019, 15:55Was versteht ihr, biblisch begründet, unter „Allgegenwärtig“ ?
Wie man, wie die WTG oder auch die Leitung der Mormonenkirche, dem ewigen und allmächtigen Gott das Prädikat der Allgegenwart absprechen kann, ist mir schleierhaft, doch im
Erwachet! vom April 2011 wird behauptet:
„Viele glauben, Gott sei allgegenwärtig – er sei überall und in allem. Der weise König Salomo wandte sich einmal mit folgender Bitte an Jehova, seinen Gott: ‚Mögest du deinerseits von den Himmeln,
deiner festen Wohnstätte, her hören‘ (1. Könige 8,30.39). Gemäß der Bibel lebt Jehova also an einem bestimmten Ort. Salomo nannte diesen Ort ‘die Himmel’. …
Da Jehova eine ‘feste Wohnstätte’ hat, kann man folgern, dass er
nicht allg
eg
enwärtig ist. …
Die Bibel zeigt also, dass Jehova Gott gar nicht persönlich überall präsent sein muss. Durch das Wirken seines heiligen Geistes und
mithilfe seiner vielen Eng
el kann er g
enauestens wissen, was in seiner Schöpfung vor sich geht“ (S. 28f., Abs. 1, 7, 10).
Die These der WTG, dass die Zuschreibung einer „festen Wohnstätte“ in „den Himmeln“ den Allmächtigen auf einen bestimmten Ort beschränken und sich nicht mit einer Allgegenwart Gottes harmonisieren lasse, grenzt an Blasphemie. Es ist schließlich nicht ungewöhnlich, dass die Bibel sich gewisser Anthropomorphismen bedient, um das Handeln Gottes mit und an den Menschen zu beschreiben. Dabei handelt es sich um bildhafte und veranschaulichende Sprache, was ganz und gar der hebräischen Art entspricht, zu denken und Gedanken zu vermitteln. Gott bedient sich für uns Menschen nachvollziehbarer Begriffe, um sein Handeln zu beschreiben. Dies ist ein freiwilliges Entgegenkommen seinerseits. Wir lesen, dass er ‘hinabsteigt’ (1. Mose 18,21), ‘erforscht’ (Psalm 139,1.23), dass er manche Dinge ‘bedauert’ (1. Mose 6,7), und zwar in dem Sinne, dass sie ihn schmerzen. Solche Formulierungen machen deutlich, dass Gott nicht allein transzendent oder unerreichbar weit weg ist, nein:
„ ‚Bin ich denn nur ein Gott in der Nähe‘, spricht Jahwe, ‚und nicht auch einer in der Ferne? Oder kann sich jemand so verstecken, dass ich ihn nicht sehen könnte?‘, spricht Jahwe. ‚Ich bin es doch, der den Himmel und die Erde erfüllt‘, spricht Jahwe“ (Jeremia 23,23f.).
Man höre, was Jahwe von sich selbst bezeugt: Er ‘erfüllt’ den Himmel und die Erde! Das beschreibt nichts anderes als das, was auch in dem Wort „Allgegenwart“ ausgedrückt wird. Die Behauptung der WTG, Gott wisse „mithilfe seiner vielen Engel“, was in seiner Schöpfung vor sich gehe, wirkt skurril. Ich für meinen Teil bin recht froh und dankbar, wissen zu dürfen, dass der allmächtige und ewige Gott weiß, was bei, mit und in mir vor sich geht, weil er selbst allgegenwärtig (und nicht etwa auf die Berichterstattung von Engeln angewiesen) ist.
Jahwe, der ewige und allmächtige Gott, „dem Himmel und Erde gehören“ (1. Mose 14,22), soll nicht allgegenwärtig sein? Mit einer solchen Behauptung bewegt sich die WTG tatsächlich außerhalb jedes auf den Schriften des Alten und Neuen Testaments basierenden jüdisch-christlichen Gottesverständnisses. Es fehlt nur noch, dass die Glieder der „Leitenden Körperschaft“ gleich den „Propheten“ der Mormonen behaupten, er sei auf einem bestimmten Planeten (genannt „Kolob“) anzusiedeln!
In die Nähe solchen Wahnsinns kommt zumindest die von Charles T. Russell in
Dein Reich komme dargelegte These, der Thronsitz des Allmächtigen befände sich im Sternbild der Plejaden, des sog. Siebengestirns. Diese seien höchstwahrscheinlich das „Zentrum“, um das sich der Rest des Universums drehe. Na ja, das kann man vielleicht noch damit entschuldigen, dass die kosmologischen Erkenntnisse sich gegen Ende des 19. Jh.s ziemlich in Grenzen hielten – Galaxien außerhalb unserer Milchstraße waren nicht bekannt, und auch Einstein war gerade erst geboren.
Darüber hinaus spielt das Schrifttum Russells in der WTG heutzutage ja ohnehin keine Rolle mehr. Schade eigentlich – es war nicht alles falsch, was der Mann niedergeschrieben hat. So mancher Gedankengang von damals täte der heutigen Leitung sicher gut, wenn sie ihn beherzigen würde. Aber das ist ein anderes Thema, ich will nicht allzu viel Zeit für die WTG investieren.
Die Sache mit der Mystik im Katholizismus interessiert mich eigentlich deutlich mehr, weil dies eine zunehmende und ernsthafte Herausforderung auch für evangelikale Kreise darstellt, wenn ich mir den derzeitigen christlichen Buchmarkt dazu einmal anschaue. Da läuft’s einem kalt den Rücken runter. Hat jemand zu dem Thema evtl. weiterführende Informationen?