Re: Dreifaltigkeit
Verfasst: Do 31. Dez 2020, 09:21
Da haben wir jetzt ein Luxus-Problem. Ich meine halt, dass "Unendlichkeit" kein Zeitstrang, sondern ein Zustand ist. - Ich kenne dieses Gefühl ansatzweise, als ich mal in einem bewussten Koma nach einer Kopf-OP lag: Man ist wach, schaut auf die Uhr, der Zeiger bewegt sich irgendwie, aber man nimmt Zeit nicht wahr - es erscheint wie ein unveränderlicher Zustand, selbst wenn Schwestern rein kommen und nach einem gucken. - Wenn solche Erfahrungen im Irdischen möglich sind, hat das Jenseits noch weit mehr Möglichkeiten, so etwas zum Ausdruck zu bringen.Rembremerding hat geschrieben: ↑Do 31. Dez 2020, 06:46 Das Endliche des Geschöpfs wird durch den Schöpfer in dessen Unendlichkeit in seiner Gemeinschaft gehalten und bleibt durch diesen unendlichen Abstand stets auf dem Weg in aller Ewigkeit.
Das passt dazu.Rembremerding hat geschrieben: ↑Do 31. Dez 2020, 06:46 Die Hl. Schrift sagt eben deshalb aus: Erkenntnis vergeht, nur die Liebe bleibt.
Sorry - da habe ich ein "nicht" unterschlagen. - Aber wir sind uns einig: Gott hat den Baum zugelassen, obwohl er es hätte vermeiden können (und natürlich hat er ihn sogar geschaffen - wer denn sonst?).
Oje - da müsste man klären, mit welchem Modell welche Definitionen verwendet werden - etwa für "Liebe".Rembremerding hat geschrieben: ↑Do 31. Dez 2020, 06:46 Selbst die Wissenschaft kommt heute immer mehr zu der ERKENNTNIS, dass eine andauernde, wahre Liebe immer wieder einer Entscheidung bedarf.
Da, wo Liebe im Spannungsfeld zu anderen Begierden steht, verstehe ich das doch. - Wobei ich nach wie vor meine, dass "Entscheidung" lediglich der Blinddarm von "Bedürfnis" ist. - Wenn es aber heißt "Erkenntnis vergeht, nur die Liebe bleibt" gibt es kein Gegen-Bedürfnis mehr - wo soll da Entscheidungs-Spielraum herkommen?Rembremerding hat geschrieben: ↑Do 31. Dez 2020, 06:46 Die Liebe, welche tatsächlich einfach "da" ist, wird doch gerade umso inniger, umfassender, wenn sie den ganzen Menschen umfassen darf, ihn aber nicht vergewaltigt. Es ist eine Lesart der Lebenswirklichkeit, welche auf die wahre Freiheit des Menschen, seine Menschenwürde, eingeht.
Moment: Genau das ist doch der Fall im IRdischen. - Wenn wir sagen, dass das Böse die Abwesenheit des Guten ist (es also keinen Dualismus gibt), dann ist das theologisch/geistlich richtig, aber es entspricht doch nicht dem Bewusstsein des Menschen, der natürlich einen Dualismus zweier gleichstarker Kräfte in sich spürt.Rembremerding hat geschrieben: ↑Do 31. Dez 2020, 06:46 Man muss hier fein unterscheiden, sonst greift man schnell in ein dualistisches Weltbild, in dem Gut und Böse gleichberechtigt sind und sich als Pole gegenüber stehen, während der Mensch dazwischen zerrissen wird.
Damit beschreibst Du möglicherweise das gesellschaftlich forcierte Ideal. Gottseidank ist es aber in der Praxis anders (die Menschen sind der neuen Religion gegenüber genauso ungehorsam wie der Kirche gegenüberRembremerding hat geschrieben: ↑Do 31. Dez 2020, 06:46 Und die Hörsäle heißen heute YouTube, Telegram und Influencer ersetzen Professorentitel und-fähigkeiten. Die Hybris des Menschen, der Wahn sich selbst zu optimieren, gelangt dorthin, zu allem eine Meinung haben zu müssen, egal woher und wie fundiert.

Was ich damit sagen will: Wir scheinen eine Spaltung der Kultur zu haben:
1) Eine "Elite-Kultur", mit der man twitter-/medien-satisfaktionsfähig ist und die deshalb öffentlich im Mittelpunkt steht, und eine
2) ziemlich normale Alltagskultur, in der sich Eltern und Großeltern meiner Kinder-Generation plusminus wiederfinden können.
Insofern: Ich bin leicht optimistisch.
Klar - aber da wäre jetzt die Frage: Ist diese Grundsatzfrage unangebracht?
Soll auch gar nicht. - Der entscheidende Punkt ist, ob die Verfechter der Trinität etwas er-funden oder ge-funden haben. --- Mir selber wäre Trinität oder Nicht-Trinität schnurz-egal, wenn da nicht diese Grundsatzfragen wären - eigentlich müssten wir über DIESE reden, da sich aus der Antwort dann alles andere von selbst ergibt.