Helmuth hat geschrieben: ↑Fr 10. Okt 2025, 15:55
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Fr 10. Okt 2025, 14:39
Das Gleiche erreichst du, wenn du, nachdem du (vergeblich) selbst
alles getan hast, das in deinen Kräften steht, um eine saubere, eine schriftgemäße Aufarbeitung anzustreben, den "Fall" Gott zu 100% übergibst.
Welche Seite sprichst du an? Die Täter- oder die Opferseite?
Meine Argumentation bezog sich auf die "Opfer", auf diejenigen, die von fremder Sünde betroffen sind.
Als Täter kannst du bitten, aber nicht krampfhaft.
Wolltest du diese Seite auch beleuchten: "Wie geht ein Christ damit um, wenn er an seinem Nächsten schuldig geworden ist und der Nächste nicht vergeben will"?
Es wäre keine gute Idee, jemanden "per Bibel" zur Vergebung zu verpflichten. Das ist fordernd, setzt den anderen unter Druck und beweist einen Mangel an Demut- und das passt nicht zu echter Reue.
Ich denke, es reichen m.E. zwei, drei Versuche und wenn sie herausstellt, dass es nicht fruchtet, dann lässt man es sein. Ja und dann übergibt man es Gott, denn ein Anrecht auf Vergebung gibt es nicht.
Günstiger wäre es,
vor einem Date mit dem Betroffenen Kontakt zu Gott aufnehmen. Das Vorhaben im Gebet vorbereiten- man wird sich ja erklären müssen, und es könnte sein, dass der Betroffene noch groggy ist. Verletzte Gefühle kann man nicht so einfach "beschwichtigen", verletzten Stolz schon mal gar nicht... man braucht Weisheit und Führung und die Kontrolle über die eigenen Gefühle. Man kann auch darum bitten, dass Gott die Aussprache vorbereitet und mit dabei (gegenwärtig) ist.
Es könnte ja sein, dass der Betroffene mich nicht sonderlich freundlich ampfängt und vielleicht auch aggressiv reagiert, oder mit Vorwürfen ohne Ende -- vielleicht möchte er aus meiner Schuld auch einen persönlichen Vorteil ziehen... alles ist möglich.
Als Opfer musst du wiederum nicht warten, bis der Täter zu dir kommt, du kannst jederzeit loslassen.
Natürlich kann ich das.
Das ist aber nicht Vergebung. Das ist: Sich wegducken, möglicherweise den anderen mit seiner Sünde im Regen stehen lassen... weil man nicht mit ihm darüber redet-- Lk. 17,3 sagt:
Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht- das kann man doch nicht einfach ignorieren.
Es gibt aber Menschen, auch ungehorsame Christen, die nicht "zurechtgewiesen" werden
wollen. Ich nehme mal wieder die Ehe als Beispiel. Wenn einer der Partner Grenzen übertritt, den anderen benachteiligt, ausnützt, lieblos behandelt, vielleicht sogar betrügt, und der andere will, wenn der Druck unterträglich geworden ist, mit ihm reden -- da gibt es genügend Kandidaten, die jede Kritik abweisen. In der Regel suchen sie irgendwelche Schwachstellen beim Partner und werfen ihm seine Fehler vor... und wenn sie nicht genügend davon finden, dann erfinden sie welche durch Verdrehungen und Behauptungen... sie verhalten sich aggressiv und arbeiten mit Schuldzuweisungen.
Der unterlegene Partner fühlt sich tatsächlich schuldig, und irgendwann resigniert er oder gibt auf.
Fatal wäre, wenn er nun immer mehr Groll aufbaut gegenüber dem ungerechten Partner. Wenn er diesen Groll nicht los wird, dann wird er über kurz oder lang schuldig werden. Bittere Wurzel. Er bleibt an die Sünde des egoistischen Partners gebunden.
In solchen Fällen ist "loslassen" angesagt. Alles Gott übergeben, mit der Bitte um Führung.
Du verlangst aber, das man auch ein Recht habe Vergebung zu verweigern? Wo stehen dafür die Bedingungen?
Das habe ich doch schon zitiert:
Lk. 17,3 (ELB): Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht, und wenn er es bereut, so vergib ihm!
Wenn er nicht bereut, und dazu zähle ich auch ein oberflächliches "Entschuldigung,
falls ich zu weit gegangen bin"-- dann kriegt er von mir nicht das "o.k." Weil er eigentlich nur einen Persilschein will, denn solche Leute haben in der Regel kein Interesse an "Aufarbeitung" im Sinne der Bibel.
Ich lasse das Ganze dann so stehen, wie es ist. Gott wird an dem Bruder arbeiten. Meine Aufgabe ist es, zu warten und mich nicht vorzudrängeln; wie käme ich denn dazu, Gott ins Handwerk zu pfuschen?
In einem bestimmten Fall warte ich schon länger als 14 Jahre...
So lange ein Übertreter nicht dazu bereit ist, umzukehren und die Sache zu bereinigen, sondern an seiner Ungerechtigkeit mir gegenüber festhält, kann ich Gott auch nicht darum bitten, ihm zu vergeben. Es würde ja eh nichts nützen.
Aber ich will nicht schuldig werden durch Unversöhnlichkeit. Deshalb gebe ich all meine "Rechte" und den Fall überhaupt... an Gott ab und gehe meinen Weg weiter; lasse mich durch den Ungerechten nicht aufhalten. Nein, es ist nicht mein Ex gemeint, falls jemand das denken sollte.
Dagegen sprechen m.E. alle Aussagen Jesu.
Lk. 17, 3 sind Jesu Worte.
Ich sage, gerade so landet man in seinem eigenem Gefängnis wegen der Unvergebung, was Jesus auch bestätigt.
Du vermischt hier zwei verschiedene Ausgangssituationen.
Wenn jemand, der mich übervorteilt oder irgendetwas anderes gemacht hat, sich das anders überlegt, und es tut ihm leid, und er bittet mich um Vergebung, DANN bin ich dazu VERPFLICHTET, dieser Bitte nachzukommen.
DAS ist gemeint z.B. in
Mt. 6, 14-15 oder
Mk. 11, 25-26
Wo nun räumt uns Jesus das Recht ein auch nicht zu vergeben? Welcher Fall wäre das?
Von "Recht" würde ich nicht sprechen.
Er hat die Bedingungen formuliert:
"und wenn er bereut".
Und ihr macht daraus: Egal, ob er bereut.
!
Das wird mir jetzt zu spät.
LG