Thaddäus hat geschrieben: ↑Mi 7. Dez 2022, 18:31
Claymore hat geschrieben: ↑Di 6. Dez 2022, 22:29
Ich denke ich bräuchte auch hier einige kräftige Züge aus der Bong um solche Gedankengänge für originell oder bemerkenswert zu halten. Natürlich ist der Mensch Teil der physischen Natur, ach herrje.
Ich hätte nicht vermutet, dass du weißt, was eine Bong ist.
Was, wieso?
Du bist zu streng mit diesem Monolog. Er ist die ending scene eine Serie, die man nicht einmal guten Gewissens weiterempfehlen kann, weil es darin vorkommt, dass eine Figur in einer Kirche auf einem Stuhl sitzt und einen 10-minütigen Monolog hält. Dann ist sie fertig und die Figur, die ihr gegenüber in der Kirche auf einem Stuhl sitzt und zugehört hat, wiegt mit dem Kopf und beginnt ihrererseits einen 10-minütigen Monolog. Zwischendurch werden Menschen von Vampiren getötet. Jedoch alles keine dummen Monologe, nur eben wesentlich zu viele und zu lange Monologe. Dramaturgisch ein Disaster.
Dennoch ist dieser End-Monolog (für eine Horrorserie) erstaunlich. Und ich denke, er ist nicht so banal, wie du ihn für banal hältst. Du irrst dich in diesem Punkt. Vielleicht klären wir das ja noch.
Ich befürchte, das ist letztlich subjektiv, da nur eine emotionale Reaktion. Bei der Einleitung, diesem mysterium tremendum:
Thaddäus hat geschrieben: ↑Sa 3. Dez 2022, 19:14Es gibt ein Geheimnis um den Tod, das uns Angst macht. Es heißt, niemand weiß, was geschieht, wenn wir sterben. Aber ich weiß es, und ich werde es euch verraten

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... erwarte ich generell nichts aus...
Netflix-Serien. Selbst wenn sie sehr erfolgreich und preisgekrönt sind. Bin da etwas altmodisch.
Dass der Mensch physisch ein Teil der materiellen Natur ist, ist so banal, wie die Tatsache, dass er mit zahllosen Wesen auf diesem Planeten genetisch verwandt ist. Einige von uns tragen Neandertaler-Gene in sich (wie
Svante Pääbo nachgewiesen hat) und wir alle besitzen sogar noch Gene von Schimmelpilzen in uns, ganz zu schweigen von Genen der höheren Primaten. Am engsten genetisch verwandt sind wir natürlich mit unseren unmittelbaren Verwandten.
Diese Fakten sind allesamt zunächst einmal banal. Aber diese Fakten tragen gleichwohl unfassbare Geheimnisse in sich.
Die wären?
Fakten dieser Art bedeuten eben etwas und das ist nicht banal, wenn man sich diese Bedeutung radikal vor Augen führt. Ich bin (WIR sind!) mit zahlreichen Wesen, die auf diesem Planeten gelebt haben genetisch verwandt. Wir alle stammen von EINER Mutter aus Afrika ab, wie sich genetisch zurückverfolgen und bestätigen lässt. Wir alle, - wir-alle-Menschen, sind am Ende eine sehr sehr große Familie. Die Neandertaler sind ausgestorben, aber viele von uns tragen noch ihre Gene in sich, weil es einmal (mehr oder weniger) romantische Beziehungen zwischen Neandertaler-Männern und/oder Frauen und Homo Sapiens-Frauen- und/oder Männern gab. Vielleicht oder wahrscheinlich gab es - vor unvordenklichen Zeiten - einmal eine sehr innige Liebesbeziehung zwischen einem Neandertaler-Mann und einer Homo-Sapiens-Frau oder umgekehrt. Wer weiß dass schon?
Aber der Gedanke, dass es so eine oder eine ähnliche Liebesbeziehung einmal in der Geschichte der Menschheit mit ziemlicher Sicherheit gab, macht mich sehr glücklich und rührt mich zutiefst. Warum? weil ich die Bedeutung dieses historischen Faktums erspüre. Und warum kann ich das? Weil auch ich ein Mensch bin.
Mir ist schleierhaft, wie einen das glücklich machen kann. Ich steh dem neutral oder eher leicht negativ gegenüber. Erinnert mich fast ein wenig an Zoophilie. Da eine Liebesbeziehung reinzuinterpretieren ist sehr optimistisch. Eventuell ist der Neandertaler durch Gewalt des
homo sapiens ausgestorben, denk mal in die Richtung!
Wie gesagt, ich verstehe "naturalistische Spiritualität" (nicht zu verwechseln mit atheistischer Spiritualität wie z. B. im Buddhismus) nicht. Es gab eine Phase in meinem Leben, da habe ich mich auch daran versucht und bin kläglich gescheitert. Es widerstrebt einfach grundsätzlich meiner Persönlichkeit.
Ich würde sagen, Erlösung ist die
conditio sine qua non von Religion. Weniger kontrovers: bei jeder einigermaßen etablierten Religion ist Erlösung das zentrale Element.
Im Naturalismus ist eine Erlösung dagegen ausgeschlossen. Zwar kann Wissen über die enorme Größe des Universums oder über ein erstaunliches Fakt eine emotionale Wirkung auf uns Menschen haben, evtl. verbunden mit ästhetischen Eindrücken. Aber irgendwie läuft's doch eher auf ein befremdliches Gefühl hinaus, insbesondere da der Kosmos meist vollständig dysteleologisch aufgefasst wird
Es ist eine ganz einseitige Angelegenheit, ohne Hoffnung. Weil die Hoffnung fehlt, ist dieser "gleichgültige" Kosmos auch nichts heiliges oder verehrungswürdiges. Formulierungen wie "dann schaut sich der Kosmos durch uns selbst an" wirken wie der verzweifelte Versuch ein besonderes Band zwischen dem Kosmos und den Menschen suggerieren, hinter der sich aus naturalistischer Sicht aber etwas ganz anderes verbirgt, etwas viel prosaischeres - und ich würde sagen ganz bedeutungsloses.
Ich glaube, die meisten säkularen Menschen haben daran letztlich nicht viel Interesse und finden mehr Sinn für ihr Leben in Erfolg, Familie, Politik, Sport, ... was auch immer
Bei säkularer / naturalistischer Spiritualität handelt es sich vermutlich primär um eines dieser "Neue Atheisten"-Phänomene. Erwachsen aus Komplexen, dass die Religiösen auch nur eine Sache für sich reklamieren könnten, irgendwas besser hinbekommen.
Ich wiederhole mich. Und selbst wenn ich ein dreibändiges Werk über das Thema schreiben würde, läuft's letztlich doch darauf hinaus:
oTp hat geschrieben: ↑Mi 7. Dez 2022, 19:06
Ist mir alles ziemlich schnuppe.
Da helfen selbst die feinziseliertesten Erklärungen von mir nicht.