Gnosis

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Rembremerding

Re: Simon, der Magier. Esoterik als Ideologie

Beitrag von Rembremerding »

Es hat keinen Gewinn über Eigenschaften und Zuordnungen von Begriffen zu diskutieren, deren Inhalt und Programm nicht anerkannt wird.
Nun ist also Jesus bereits ein Gnostiker (und man erklärt sofort wieder, dass er doch selbst von Erkenntnis spricht). Und alle die dies nicht anerkennen, haben blinden Glauben. Das führt zu nichts, sorry. :wave:
Faust

Re: Simon, der Magier. Esoterik als Ideologie

Beitrag von Faust »

Rembremerding hat geschrieben: Fr 8. Feb 2019, 21:50 Es hat keinen Gewinn über Eigenschaften und Zordnungen von Begriffen zu diskutieren, deren Inhalt und Programm nicht anerkannt wird.
Nun ist also Jesus bereits ein Gnostiker (und man erklärt sofort wieder, dass er doch selbst von Erkenntnis spricht). Und alle die dies nicht anerkennen, haben blinden Glauben. Das führt zu nichts, sorry. :wave:
Ja, manche Christen predigen tatsächlich einen blinden Glauben und erklären andererseits das Streben nach Wissen und Erkenntnis zur Sünde und Häresie. Wenn das so ist, dann mache ich mich dieser „Häresie“ gerne schuldig.
Spice hat geschrieben: Fr 8. Feb 2019, 09:15 Jesus sagte: "Ihr werdet die Wahrheit erkennen (γινώσκω - ginōskō), und die Wahrheit wird euch frei machen." (Joh. 8,32). Ein echter Christ ist demzufolge immer ein Gnostiker.
Das sehe ich auch so. :thumbup:
Spice hat geschrieben:Das gleiche trifft auf die Bezeichnung "Esoteriker" zu. Gott wünscht, dass Christen Esoteriker seien: Der Terminus "erhebt eure Augen" oder "hebt eure Augen auf" (Joh. 4,35) besagt genau das. Wir sollen auf das Unsichtbare (σωτερικός esōterikós ‚innerlich), den Augen verborgene (occultus ‚verborgen‘, ‚verdeckt‘) schauen. Und diejenigen, die das nicht tun, werden kritisiert als solche, die "Augen haben und sehen nicht, Ohren haben, und hören nicht" (Jer. 5,21; Mk. 8,18).
So ist es. Die esoterische Lehre ist die Seele einer Religion. Ohne sie ist sie nur noch ein toter Körper. Wenn die christliche Kirche von sich behauptet, dass sie der mystische Leib Christi (corpus Christi mysticum) ist, dann vertritt sie damit eine esoterische Lehre. Letztendlich ist die Kirche, wenn sie ihrem eigenen Anspruch gerecht werden möchte, eine Mysterienschule, eine Universität der Seele, die spirituelles Wissen vermittelt. Vergleichen kann man das mit den „Sufi-Orden“. (arab. ṭarīqa) die eine ähnliche Funktion erfüllen. Zu allen Zeiten hat es Schulen der Mysterien gegeben und sie waren die geistigen Zentren vieler alter Kulturen.

Sufi-Orden prägten das Osmanische Reich ebenso, wie die christliche Kirche Europa prägte. Oder man denke an Eleusis und Samothrake in Griechenland, Abydos und Theben in Ägypten und Ephesus in Kleinasien.
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Magdalena61
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Re: Gnosis

Beitrag von Magdalena61 »

Was ich bis jetzt alles gelesen habe, um dem Phänomen "Gnosis" einen verständlichen Namen zu geben:
https://www.heiligenlexikon.de/Glossar/ ... ismus.html
http://www.studienkreis-gnosis.org/was-ist-gnosis.html
http://www.k-l-j.de/057_esoterik_gnosis.htm
http://kath-zdw.ch/maria/gnosis.html
http://www.joerg-sieger.de/einleit/nt/02evan/nt44.htm

:?
Kann man das nicht einfacher beschreiben?

Eine Erlösung ohne Christus? Oder: Der Mensch kann Erlösung erlangen durch Erkenntnis (welche?? und woher nimmt er die Inspiration?) ; Schuld und Sühne sind zweitrangig oder nicht wichtig, das Erlösungswerk Christi ist auch nicht wichtig?

So viel habe ich mal verstanden: Es gibt unzählige Richtungen der Denk- Erkenntnis- Gewinnung.

Als Christ tendiere ich zu der Vermutung: Erkenntnis ist von Gott erwünscht, und zwar Gotteserkenntnis. Denn dadurch kann ein Mensch heil werden und ewiges Leben gewinnen. Joh. 17,3

Sprechen wir nur verschiedene Sprachen und meinen dasselbe, Faust?

Da wäre noch ein anderer Aspekt, aus Sicht der Bibel: Der natürliche Mensch kann Gott weder erkennen noch sich Gott nähern, da er leider nicht die dafür erforderliche Qualifikation mitbringt. Er ist wie ein Blinder inmitten einer lauten Stadt. Er hat Sehnsucht nach Gott, doch er weiß nicht, welchen Weg er einschlagen muß. Er kann die Richtung, aus der der Ruf kommt, nicht genau lokalisieren. Zu groß ist der Lärm um ihn herum. Dröhnen, Brummen, Geknatter, Getöse, Unruhe, Rauschen und Stimmengewirr vermischen sich miteinander zu einer undefinierbaren Geräuschkulisse.
Und so läuft er ziellos mal hierhin, mal dahin, und manchmal auch im Kreis.

Gott muß sich herabneigen zu dem Menschen und ihn, Stück für Stück, hinaufziehen in göttliche Sphären. Da Fleisch und Blut jedoch das Reich Gottes nicht erben können , hat Gott seinen Sohn gesandt. Der Sohn machte den Weg frei. Und nun können Menschen, die in Christus sind, wahre Erkenntnis gewinnen.
LG
God bless you all for what you all have done for me.
Faust

Re: Gnosis

Beitrag von Faust »

Rembremerding hat geschrieben:Richtig, möge es eine Quelle werden, die aus dem Herzen sprudelt und niemals versiegt, denn es ist der Herr. Geben wir dem Bild von der Quelle doch noch weitere Inhalte: Die Quelle spendet ebenso Wasser, wie der Bach es führt. So wie das Wasser tiefgründig aus der Quelle geschenkt und erfrischend rein ist, so tritt es im Bach an die Oberfläche, ist Verunreinigungen ausgesetzt. Bei Glaube und Wahrheit kann es ebenso sein: Je weiter sie weg von der Quelle, desto oberflächlicher und verunreinigter werden sie. Da mag es noch dasselbe Wasser sein, wie aus der Quelle, aber es ist nicht mehr das gleiche Wasser
Es gibt die „Religion über Jesus“ und die „Religion von Jesus“. Mich interessiert nur noch die Religion von Jesus, die spirituelle Lebensform, die alleine das Wasser des Lebens ist, so wie es im Thomas-Evangelium beschrieben wird.
Logion 108: Jesus sagte: Wer von meinem Mund trinken wird, wird werden wie ich; ich selbst werde er werden, und die verborgenen Dinge werden sich ihm offenbaren.
:Herz:
Rembremerding

Re: Gnosis

Beitrag von Rembremerding »

Magdalena61 hat geschrieben: Sa 9. Feb 2019, 01:56
So viel habe ich mal verstanden: Es gibt unzählige Richtungen der Denk- Erkenntnis- Gewinnung.
Gnosis hat im Laufe der Jahrhunderte viele Veränderungen erfahren. "Die" Gnosis gibt es nicht. Seit Anfang des 20. Jh. wird sie etwa gerne als Pool für Kritiker gegen Gott und Christen gebraucht. Das hat die Gnosis übrigens nicht verdient, denn sie ist ein meist in sich logisches und verbindliches Lehrgebäude.

Die Stellung in Bezug zum Christentum erhellt sich natürlich am besten, wenn man jene Gnosis nimmt, die sich bereits zur Zeit der Verfassung der Bibeltexte ausbreitete. An diesen, den späteren christlichen Streitschriften gegen die Gnosis, deren anschließend entstandenen Eigenwerke und den Funden in Nag Hammadi kann man einen relativ guten Überblick über die Lehre erlangen.

Sobald nach 30 das Evangelium zu den Griechen kam, stieß es auch auf deren hellenistische Philosophie, etwa die Stoa oder Platonismus. Dort gab es bereits fundierte Schriften und einige versuchten das Evangelium in diesen "irgendwie unterzubringen" (siehe etwa wie bei Paulus in Athen). Gnosis damals war ein Synkretismus zwischen Christentum und griechischer Philosophie. Die schriftliche Niederlegung der Evangelien wurde maßgeblich auch deshalb vorangetrieben, weil sich dieser Synkretismus unter Heidenchristen ausbreitete.

Nur ein paar Stichpunkte, was damals in Variationen Gnosis ausmachte:

Selbsterlösung durch Erkenntnis
Der Mensch muss sich zu Gott erheben
Dualismus, daraus folgend
Leibfeindlichkeit und "Vergöttlichung" des Geistes
Dualistisches Gottesbild
Re-Inkarnation (auch Animismus)
Verleugnung der Gottheit Jesu
Idealismus
Notwendigkeit eines ausschließlich menschlichen Lehrers
Etablierung einer "Geheimlehre" (Vorläufer der Esoterik)
Elitisierung
...

Sehr starke Bande hatte (hat) Christentum und Gnosis, was die Wichtigkeit der Tugenden betrifft. Beider Ziel ist es ja aus umkehrenden Menschen bessere Menschen zu machen. Hier wie dort sind Meditation und Nachdenken über Gott geistige Werkzeuge.
Oft sind Mittel und Wege, ja selbst Ziele dieselben, aber eben nicht die gleichen, denn der geistige Unterbau, das Fundament, die geistige Konstitution ist völlig verschieden.
... und zwar Gotteserkenntnis.
... und nichts anderes.


Servus :wave:
Spice
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Registriert: Di 22. Mai 2018, 15:38

Re: Gnosis

Beitrag von Spice »

Letzten Endes geht es doch einzig und allein, was bin ich ganz persönlich für ein Christ? Bin ich einer, der nur nach dem Buchstaben geht, nichts anderes gelten lässt, und damit irrige Vorstellungen und Behauptungen aufstellt, ja zusammengebastelte Lehren offeriert, oder bin ich aufgrund meiner Wiedergeburt ein Mensch, der aus Gott lebt und damit die Wahrheit erkennt? - Letzterer zieht auch viel Nutzen aus den Erkenntnissen anderer. Nur, was mich selbst Jesu Christi ähnlicher macht, hilft mir.

LG,
Spice
Faust

Re: Gnosis

Beitrag von Faust »

Rembremerding hat geschrieben: Sa 9. Feb 2019, 08:31Selbsterlösung durch Erkenntnis
Christen sprechen ständig von Selbsterlösung, aber stellen häufig noch nicht mal die Frage: wer oder was ist das Selbst eigentlich? Das Wahre Selbst ist letztendlich mit Gott identisch. Sehnsucht nach Gott und unserem Wahren Selbst ist ein und dieselbe Sehnsucht, sagte Richard Rohr (sein Buch Das Wahre Selbst - Werden, wer wir wirklich sind ist wirklich empfehlenswert ;) )
Etablierung einer "Geheimlehre" (Vorläufer der Esoterik)
Das stimmt nicht. Die Weisheitslehren sind heute für jeden verfügbar, aber Wissen und Weisheit können trotzdem nur erlangt werden, wenn der Mensch sich darum bemüht. Jesus hat davon gesprochen.
Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, empfängt, und wer da sucht, findet; und wer da anklopft, denen wird aufgetan.
Lukas 11,9-10
Die logische Umkehrung ist: Wer nicht sucht, der wird nicht finden, wer nicht anklopft, dem wird keine Tür geöffnet :) Erleuchtung ist nicht billig zu haben. Der Mensch muss den spirituellen Weg gehen und sich qualifizieren. Das sagen übrigens ausnahmslos alle traditionellen Weisheitslehren. Nur wer wirklich mit ganzem Herzen die Befreiung, Erleuchtung, Erkenntnis erlangen will, wird sie wirklich erlangen. Der aufrichtige Wahrheitssucher wird durch die göttliche Gnade unterstützt werden.
Der Mensch muss sich zu Gott erheben
Beides ist wichtig: die eigene Bemühung und Anstrengung des Menschen (von unten nach oben) und die Gnade (von oben nach unten) so haben es die Propheten und großen Meister aller Zeiten gesagt. Der Mensch muss also die eigene Bemühung mit dem Glauben und Vertrauen auf die göttliche Führung und Hilfe verbinden.
Faust

Re: Gnosis

Beitrag von Faust »

Magdalena61 hat geschrieben:Da wäre noch ein anderer Aspekt, aus Sicht der Bibel: Der natürliche Mensch kann Gott weder erkennen noch sich Gott nähern, da er leider nicht die dafür erforderliche Qualifikation mitbringt. Er ist wie ein Blinder inmitten einer lauten Stadt
Ich sehe den Mensch eher positiv: der Mensch, als Individuum und Gemeinschaft, ist zur Höherentwicklung, Erkenntnis und Erleuchtung fähig. Jeder Mensch trägt das Potential eines schlafenden Gottes in sich und das muss nur erweckt werden. Die Sichtweise eines Gnostikers ähnelt also der buddhistischen Lehre von der Buddhanatur, welche besagt, dass jeder in sich das Potenzial zur Erleuchtung trägt. Wenn wir das in christliche Begriffe übersetzen, so könnten wir stattdessen sagen, dass jeder Mensch das Potential zum Christus-Bewusstsein in sich trägt.
Eine Erlösung ohne Christus?
Die Erlösung besteht darin, dass Du selbst zu einem Christus wirst :) warum nur ein Christ sein, wenn du ein lebendiger Christus sein kannst?
Der Mensch kann Erlösung erlangen durch Erkenntnis

Richtig. In erster Linie geht es um Selbsterkenntnis. „Oh Mensch, erkenne dich selbst und du wirst das Universum und die Götter erkennen (Inschrift im Tempel des Orakels in Delphi)“ ~ die Kirchenväter haben gnostische Schulen vehement bekämpft, weil die Gnosis den Schwerpunkt von der äußeren Autorität der Kirche auf die innere Autorität des Individuums verlegt. Ein Grundgedanke ist: alle Menschen tragen in sich einen göttlichen Funken des höchsten Gottes. Wenn wir diesen entdecken, dann erlangen wir Befreiung.
Faust

Re: Gnosis

Beitrag von Faust »

Spice hat geschrieben:Nur, was mich selbst Jesu Christi ähnlicher macht, hilft mir.
Wer mir nachfolgt / der wandelt nicht in Finsternis / spricht der Herr. Dies sind Worte aus dem Munde Christi / die uns Mut einsprechen / seinem Leben treu nachzuleben / wenn wir wahrhaft erleuchtet und von aller Blindheit des Herzens geheilt werden wollen. Wir sollen also unser erstes Streben daraus machen / in dem Leben Jesu Christi zu forschen.
Die Lehre Christi übertrifft ohne Ausnahme alles / was die Heiligen gelehrt haben; und wer den Geist Christi hätte / der müßte in ihr ein verborgenes Himmelsbrot finden. Da geschieht es aber / daß viele das Evangelium oft hören und dabei fast ohne alle Rührung des Herzens bleiben / weil ihnen der Geist Christi fehlt. Wer die Lehre Christi in ihrer Fülle kennenlernen will / der muß mit allem Ernst darauf dringen / daß sein ganzes Leben gleichsam ein zweites Leben Jesu werde.


Thomas von Kempen: Nachfolge Christi - Kapitel 1

:thumbup:
Rembremerding

Re: Gnosis

Beitrag von Rembremerding »

Faust hat geschrieben: Sa 9. Feb 2019, 21:01 die Kirchenväter haben gnostische Schulen vehement bekämpft, weil die Gnosis den Schwerpunkt von der äußeren Autorität der Kirche auf die innere Autorität des Individuums verlegt.
Dieses Märchen wird besonders seit dem frühen 20. Jahrhundert gerne erzählt. Tatsache ist, dass die Gnosis den Schwerpunkt weg von Jesus Christus, seine Erlösungstat, das Kreuz und seine Göttlichkeit legte.

@Faust
Wenn dir die Lehre der Gnosis nicht gefällt, dann verändere sie bitte aber nicht so, dass sie dir gefällt. Manches kann man einfach nicht zusammenmischen, es ist wie Öl und Wasser. Man sollte den Mut besitzen, Dinge so zu würdigen, wie sie sind, ohne sie verbinden zu müssen und damit nicht mehr durchgängig logisch zu belassen. Das zerstört mehr, als es Nutzen bringt.

Servus :wave:
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