Johncom hat geschrieben: ↑Mi 12. Mär 2025, 22:23
Zu Wuhan: erst jetzt der Begriff Militär-Labor? Auch die USA erforschte Viren als Waffe. Bis jetzt wird versucht, zu bestreiten dass die amerikanische Armee Labore in der Ukraine betrieb, die im eigenen Land wegen ihrer Gefährlichkeit verboten waren.
Naja, das zeigt wunderbar das Problem an Deiner ganzen Denke, Johncom. Wir wissen alle, dass Regierungen vertuschen und lügen – ja, tragischerweise auch die Wissenschaft, obwohl sie die transparenteste Einrichtung ist, unter einer gewissen Gruppendynamik leidet.
Aber wie ich im Juni 2023 schrieb:
Claymore hat geschrieben:Ob das so ein glücklicher Vergleich ist...
Die Reptiloiden, naja, es fängt schon dabei an: wo sind denn bitte die Reptiloiden? Und gibt es irgendwelche Belege, dass sie in der Vergangenheit schon aktiv waren?
Dagegen bestreitet keiner die Existenz von Bio-Laboren. Und grundsätzlich ist das Leaken eines Virus aus einem Bio-Labor auch nichts entsetzlich Abwegiges. Deswegen gibt es doch die Sicherheitsmaßnahmen.
Aus der Vergangenheit sind solche Vorkommnisse auch bekannt, z. B. der Ausbruch der in der Wildnis bereits eradizierten Pocken 1978 aus dem Bio-Labor in Birmingham.
Ernsthaft: die Skala von "sehr unwahrscheinlich" beginnt halt mit Vorstellungen, die, falls wahr, zwar ziemlich überraschend wären, aber die wir problemlos in unser Weltbild integrieren könnten.
Und endet mit den Vorstellungen, die uns den Boden unter den Füßen wegziehen würden, die schlichtweg dermaßen korrosiv sind, dass, wenn wir sie anerkennen, erstmal gar nicht mehr aus der Paranoia herauskämen. Jede einzelne unserer Überzeugungen könnte dann berechtigt bezweifelt werden. Epistemologische Krise.
Die Reptiloiden-Verschwörung gehört sicherlich zu letzterem.
Die Lab-Leak-Theorie befindet sich dagegen am unteren Ende der Skala. Ich würde keine allzu große Summe dagegen wetten wollen.
Und diese Fähigkeit, Wahrscheinlichkeiten abzuwägen, scheint Dir und sonst auch vielen, völlig abhandengekommen zu sein. Und so kommt es eben zu der wirklich fatalen Verwirrung, dass so etwas wie der Wuhan-Lab-Leak auf der gleichen Stufe steht wie die ominösen ukrainischen Bio-Labore oder gar Bill Gates und sein Adrenochrom aus Kinderblut.
Aber fangen wir nochmal von vorne an: Alles, wirklich alles, was wir glauben, muss revidierbar bleiben. Insofern ist alles Wissen immer nur provisorisch.
Und das Problem ist nun wahrlich nicht, ob man in einer oder der anderen Sache richtig oder falschliegt. Fehler machen wir ohnehin alle.
Sondern es ist Dein System: Dein Messen mit zweierlei Maß.
Du suchst nach Widersprüchen in anderen Weltbildern, aber nicht im eigenen. Wer Regierungsverlautbarungen misstraut (was prinzipiell keine schlechte Idee ist – und was ich bei jsc zu sehr vermisse) sollte dies tun, unabhängig, um
welche Regierung es sich handelt. Warum Du der russischen Regierung wirklich
alles ausnahmslos abkaufst, bleibt gänzlich unklar. Das komplette Fehlen jeglicher Skepsis erklärt sich allerdings durch Deine Voreingenommenheit perfekt. Denn tatsächlich ist vieles, was die Russen von sich geben, oft schon auf rein logischer Ebene unsinnig, d. h. vernunftwidrig.
Wie letztens Lawrow meinte, dass eine Grenzziehung nicht entlang der Front verlaufen darf, da in Russland der Wille des Volkes zählt und der nun mal sei, dass die halb-besetzten ukrainischen Oblaste Saporischschja und Cherson zu Russland gehören sollen.
Selbst wenn man absolut nichts von dem Wahlbetrug in Russland weiß, ist es schon logisch unsinnig, dass Lawrow sich auf den »Willen des Volkes« beruft, wenn doch die Hälfte der Bevölkerung dort gar nicht bei den Referenden teilnehmen konnte, da das Gebiet nicht russisch besetzt war (und immer noch nicht ist). Man sieht: Russland gibt sich nicht mal besonders Mühe mit diesem Unfug. Aber Klischees, die die Emotionen der Menschen ergreifen, erreichen, dass das rationale Denken abgestellt wird.
Bei mir können neue Belege eine Meinung revidieren, bei Dir allerdings niemals. Es ist vollkommen egal, was auch immer für Belege kommen, Du wirst eine Meinung nie, nie revidieren. Der einzig mögliche Beleg wäre wohl ein Geständnis der Akteure. Aber das wird von den Russen eben nie kommen. Und das liegt nicht daran, dass die russische Regierung nie lügt und nie fehlerhafte Behehauptungen verbreitet und deswegen nie etwas zu korrigieren hat. Sondern weil in Russland die vertuschte Wahrheit, sollte sie jemals doch entwischen, problemlos auch im Nachhinein
systematisch unterdrückt werden (der große Unterschied zu westlichen Gesellschaften).
Das ist Dein
modus operandi, um immer Recht zu behalten, um sich immer als der »ich hab’ es doch schon immer gesagt«-Typ präsentieren zu können. Man baut sich sein epistemisches System so um, dass man unwiderlegbar ist; nur tragischerweise hat man sich dann auch von der Konvergenz zur Wahrheit verabschiedet. Bei Butscha könnten noch 1000× Belege mehr kommen, Du wirst es immer leugnen. Trotz unabhängig aufgenommenen Material und mehrerer Zeugen.
Die anderen, die sich an die epistemischen Regeln halten, werden logischerweise irgendwann mal Behauptungen revidieren müssen. Oder wenigstens von einer agnostischen Sichtweise auf eine konkrete Einschätzung übergehen. Was Du groteskerweise als Beleg hinstellen willst, dass sie lügen oder zumindest etwas nicht wahrhaben wollten.
Dabei sollte für jeden denkenden Menschen klar sein, dass Wahrheitssuche ohne Fehler und Revidieren unmöglich ist.
Diskursives Denken, d. h. das rationale, analytische Denken über Schlüsse und Abwägen von Wahrscheinlichkeiten, ist fehlerbehaftet. Es ist aber auch vermittelbar – was absolut notwendig ist, da Wahrheitsfindung eine kollektive Angelegenheit ist. Denn kein Mensch kann in allem ein Experte sein. Kein Mensch kann selbst all seine Fehler und Voreingenommenheiten diagnostizieren. Es ist nur der faire, rationale Diskurs mit Belegen, der zur Wahrheit konvergiert. Einzelne Entdeckungen kann man natürlich alleine machen, aber das geht nur, weil selbst unter einem faschistischen Regime doch das meiste, was die Menschen so glauben, immer noch wahr ist (sonst würde ja nichts mehr funktionieren). Das bietet überhaupt erst das Fundament, um an die vom Staat verdeckte Wahrheit heranzukommen.
Bei Deinem narrativen Denken jedoch werden nur Fantasiebilder, die uns emotional anregen, miteinander verbunden. Schlüssige Belege gibt es nicht, stattdessen nur allgemeine Beobachtungen, wie Klischees über die Motivationen der Mächtigen. Und das macht eben auch jegliche produktive Debatte unmöglich. Das heißt nicht, dass Du nicht irgendwann mal recht haben kannst; nur die meiste Zeit hast Du nicht recht (was Du aufgrund Deines Messens mit zweierlei Maß allerdings verdecken kannst).
Und ja, natürlich gibt narratives Denken auch in den Mainstream-Medien, besonders beliebt zur Diskreditierung von Kritikern. Man rückt sie in eine bestimmte Ecke, meistens in die rechte. Es wird nur mit Emotionen und negativen Assoziationen argumentiert, nicht schlüssig anhand von Belegen.
Aber deswegen muss man es ihnen doch nicht nachmachen!
Und Fehler, Unwissen und Irrtum sind negativ, aber wenn wir sie beklagen, dann wäre das so wie wenn sich ein Vogel über den Luftwiderstand beschweren würde:
»Wäre nur diese Luft nicht da, gegen die ich andauernd ankämpfen muss, dann könnte ich so viel schneller fliegen!«
Die Möglichkeit eines Fehlers stellt überhaupt erst den Kontakt zur Wirklichkeit her. Wo kein Fehler, da keine Wahrheit. Daher ist die Wahrheitsfindung ohne Fehler für Menschen unmöglich.
Dass Du dieses Meisterwerk hinbekommst, ohne Fehler immer das Richtige zu glauben, ist wirklich fast magisch. Für Menschen ist das naturgemäß unmöglich. Bist Du vielleicht ein Engel? /s