Re: Eine AfD-Aussteigerin berichtet
Verfasst: Mi 7. Nov 2018, 18:25
Moment, Moment, Moment, ich habe zunächst einmal nur gesagt, dass ich keine Gesetze erlassen würde, die ein System fördern, in dem Frauen wie Ware behandelt werden. Wo bitte hätte das zur Folge, dass der Mensch sein Eigen-Bewusstsein verliert?closs hat geschrieben:Das Böse ist keine Schöpfung an sich, sondern ein Verstoß/Missbrauch der Schöpfung durch die Fähigkeit des Menschen, ich-orientiert zu denken und zu handeln. - Die Alternative, so wie Du sie meinst, hätte zur Folge, dass es keinen Menschen mit Eigen-Bewusstsein hat. - Dieses ist nämlich nur durch das Ausgesetzt-Werden von gut und böse möglich.
Ich habe überhaupt kein Problem damit, die mosaischen Gesetze, andere Gesetzgebung oder ganz allgemein Gesellschaftsformen irgendeiner Ausprägung sozialgeschichtlich zu verstehen. Ich habe auch kein Problem damit, zu akzeptieren, dass das Verhalten, das durch die mosaischen Gesetze gefordert wird, zu dieser Zeit als moralisch akzeptiert wurde. Ich habe aber ein Problem damit, wenn mir jemand erzählen möchte, dass es im Kontext der damaligen Gesellschaft (!damit meine ich nicht aus Sicht der damaligen Gesellschaft!) tatsächlich moralisch war. Das Besitzen eines anderen Menschen als Sklaven ist in meinen Augen falsch, ganz egal ob es vor zweitausend Jahren, vor zweihundert Jahren oder jetzt gerade unter veränderten Rahmenbedingungen und Begrifflichkeiten geschieht.Das heißt: Man muss es sozialgeschichtlich verstehen. - Oder anders: Auch heute gibt es Versklavung, auch bei uns im Westen - nur bedient diese sich anderer Motive.
Normalerweise versucht auch niemand, mir zu erzählen, dass selbst aus heutiger Sicht die Sklaverei zu im alten Testament beschriebenen Zeiten moralisch vertretbar war... bis eben Gott ins Spiel kommt.
Denn plötzlich ist da diese Entität, der zugeschrieben wird, oberste moralische Instanz zu sein und die erlässt Gesetze, die gegen das eigene Moralempfinden gehen. Sind Gottes Gesetze etwa unmoralisch? Kann ja eigentlich nicht sein, es ist ja Gott. Ist dann vielleicht das eigene Moralempfinden fehlerhaft? Wenn es nicht an Gott liegt, muss es wohl an einem selbst liegen, aber wenn man so drüber nachdenkt, findet man Sklaverei halt trotzdem nicht gut. Und bevor einem dann vor lauter kognitiver Dissonanz zu schwindlig wird, darf ich mir anhören, warum gerade die Sklaverei im alten Testament ja eventuell gar nicht so schlecht war. Zu allen anderen Zeiten waren Sklaverei und Leibeigenschaft natürlich gar nicht toll, aber im AT war es eigentlich gut weil sowieso und überhaupt und ohnehin war es ja mehr Sklaverei light.
Nur zur Klarstellung: Ich beziehe mich hier auf Gespräche außerhalb dieses Forums, es soll keine gezielte Kritik an bestimmten Nutzern sein, wer so argumentiert, darf sich aber gerne angesprochen fühlen.