Irgendwie waren die Winter früher anders.
Nicht in der Rheinebene bei Rastatt, wo wir Anfang der 70er wohnten. Schnee gab es dort zwar auch, aber eher dezent, wenn ich mich richtig erinnere.
Aber auf der Schwäbischen Alb zum Beispiel war Winter WINTER. Wenn wir um Weihnachten herum die Großeltern besuchten, war es saukalt und es lag Schnee. Viel Schnee. Ein richtig schönes Weihnachtswetter war das.
Die Eltern meiner Mutter wohnten in der Stadt. Aber auch dort gab es Schnee. Wir mussten nämlich immer den Eingangsbereich des Geschäftes putzen, denn die Kunden brachten mit ihren Schuhen dan ganzen Tag Schnee mit herein.
Immerhin gab es eine Zentralheizung für Ladengeschäft und Wohnung.
Im Haus der Großeltern väterlicherseits, die etwa 10 km von der STadt entfernt auf dem Land wohnten, war es überall kalt, bis auf die Küche. Die Leute hatten Fenster mit Einfachglas! Und tagsüber wurden die schweren Fensterläden aus Holz natürlich nicht geschlossen. Geheizt wurde mit dem großen eingebauten Küchenholzherd, auf dem Oma auch kochte und warmes Wasser machte.
So arg warm habe ich noch nicht einmal die Küche in Erinnerung--- denn das Holz musste man ja kaufen und aus dem Schopf hereintragen, meine Großeltern waren sehr sparsam-- und alles andere im Haus... Plumpsklo, Flur, das gesamte obere Stockwerk... war KALT. Oben gab es gar keine Heizmöglichkeit. Und der Kachelofen im Wohnzimmer wurde nur selten eingeheizt.
Nix Isolation, Wärmedämmung, Fußbodenheizung, fließend warmes Wasser... die alten Leutchen sind trotzdem über 80 geworden.
Die Erwachsenen unterhielten sich in der Küche. Uns Kindern war das zu langweilig, deswegen wollten wir in den Garten zum Spielen. Um dorthin zu gelangen, mußte man zwei Treppen hinunter durch den Keller gehen. Auf Höhe des Treppenabsatzes war ein Fenster, da sah man schon die kalte Pracht.
Lange hielten wir es draußen aber auch nicht aus. Es war einfach--- zu kalt.
Dann untersuchten wir das Haus bis unter den Spitzboden ganz oben, wo Opa die Haselnüsse aus eigener Ernte lagerte. Geschlossene Fensterläden in den beiden Schlafzimmern, der Geruch nach Weizen und gerauchtem Speck im dritten Raum des OG, der als Lagerplatz für Vorräte und Futter diente... dann die Heimfahrt in einem Auto ohne Gurte und ohne Kopfstützen.
Wir haben es überlebt.
Im Allgäu hatte es in den 80ern auch mehr Schnee. Der blieb lange liegen. Kleinere Straßen mußten rechts und links mit langen Stöcken markiert werden, damit man als Autofahrer nicht davon abkam.
Diese launische Frost- Matsch- Regen- Frost- Schnee- Matsch- Vorführung, die uns in den letzten Jahren auch in Lagen über 500 m serviert wird, ist für mich kein Winter.
LG